Dieser Beitrag erschien vor 30 Jahren in der Dezemberausgabe der Collie Revue. Wenn ich ihn nun erneut lese, staune ich – er ist aktueller denn je. Ich fürchte, damals hat sich niemand dafür interessiert. Hätten damals schon die Rassezuchtvereine Experten angesetzt, hätten wir heute sehr viele Probleme weniger. Besonders interessant finde ich, dass hier mit einfachen Mitteln aus dem eigenen Genpool heraus eine Verbesserung erreicht werden konnte. Outcross stand nicht zur Debatte. Dieser Bericht wurde natürlich vor 30 Jahren geschrieben, die Arbeit an der Rasse begann noch viel früher. Man hatte damals nur die 5 Generationen Ahnentafeln. Heute haben wir das Collie Breed Archiv, das uns die Daten weit über die 5 Generationen ausspuckt. Genetiker heute sagen, je mehr Generationen desto besser, 10 wenigstens, und wir sehen ja, dass es beim Collie nach hinten raus immer enger wird. Damals war man in der Genetik noch lange nicht so weit wie heute. Gentests gab es keine. Meine Bemerkung zu den US-Collies als outcross ist so zu verstehen wie beim Landseer die DDR-Population, die leider beim Collie übergangen wurde. Heute wissen wir, dass der US-Collie sehr stark ingezüchtet ist und auf die gleichen Gründertiere wie der Rest der Welt zurückgeht. Wie bei den Landseern hat es sich aber schon ausgezahlt, dass sich die Populationen in den letzten 80 Jahren „auseinandergelebt“ haben. Auch hat sich der Genpool der Kurzhaars inzwischen recht weit vom Langhaar entfernt und es wäre für den LANGHAAR eine wesentliche Bereicherung mit kurzhaarigen Langhaarträgern, die ja von der derzeitigen Zuchtstrategie am liebsten ausgerottet würden, ein Outcrossprogramm zu starten.

Ich kann Ihnen wirklich nur empfehlen, sich die Zeit zu nehmen und den Artikel zu lesen. Denn wir stehen kurz vor der Explosion! Eine Rasse, die mehrere Gendefekte in einer Dichte zeigt wie der Collie, dass sich die Zuchtvereine offenbar gezwungen sehen, weiterhin mit den Defekten zu züchten, weil der Genpool zu klein ist, um Tiere auszuschließen, gleichzeitig aber ein Stehohr oder weiße Flecken im Fell als zuchtausschließenden Fehler werten, weil der Hund kein Sehr gut bekommt, ist schon sehr bedenklich. Abgesehen davon, dass das weder den Vorgaben der FCI noch des VDH entspricht… aber was sollen Regeln, wenn es keine Kontrollen mit Konsequenzen gibt? Es ist leider jedem einzelnen Colliezüchter überlassen, ob er in seiner Zucht nur an die nächste Generation denkt oder seine Entscheidungen im Hinblick auf die Zukunft der Rasse trifft. Ganz besonders tragisch aber ist die Problematik, dass die Mehrzahl der Hunde dem Genpool verloren gehen. Wenn wir das einmal berechnen würden, würde deutlich, wie klein die Population wirklich ist. Es ist weder ein Trost noch eine Entschuldigung wenn wir sagen, dass es vielen Rassen so geht.

Christa Matenaar anläßlich eines Vortrages zur Zucht in Griechenland für Züchter der griechischen Hirtenhunde.