Collies haben mich von Kindheit an begleitet und mir die besten Jahre und Freunde meines Lebens geschenkt und damit mein ganzes Leben bestimmt.
Meine Liebe zum Hund begann vor meiner Geburt. Als meine Mutter schwanger war und das junge Paar dem großen Ereignis entgegenfieberte, sagte mein Vater: Ich wünschte Du bekämst einen jungen Schäferhund! Von ihm habe ich die Liebe zu Tieren und zur Fotografie. Als ich gerade mal laufen konnte rannte ich auf „jeden Köter“ zu, wie meine Mutter zu erzählen pflegte, die dabei 1000 Tode starb.
Als wir endlich aufs Land zogen gaben meine Eltern klein bei und versüßten mir den Ortswechsel mit dem Versprechen, es gäbe einen Hund. Mein Großvater hatte mir das hervorragende Werk von Ulrich Klever Knaurs Großes Hundebuch geschenkt, ich war also damals schon „Experte“. Von Stund‘ an hielt ich nach Hunden Ausschau und erspähte ein paar Häuser weiter eine Colliehündin. Das Grundstück befand sich über dem Straßenlevel und ich konnte unter ihrem Bauch ein dickes Gesäuge erkennen, was nur eines bedeuten konnte: Welpen! Mein Vater träumte vom Schäferhund, meine Mutter hatte nur eine positive Erinnerung an Hunde: die wunderschönen Barsois, die mit ihrem Herrn frei bei Fuß durch die Stadt schlenderten. Also war der Collie genau der richtige Kompromiss.
Hauptsache Hund – aber Lassie umso besser
Mir war das egal. Hauptsache Hund, aber Lassie umso besser. Tatsächlich hatte Bianka Welpen und nach dem Preis befragt brach meine Mutter in schallendes Gelächter aus: 200 DM für einen Hund!!!
Züchterfamilie Doster bin ich zu großem Dank verpflichtet. Ich durfte ihre kleine Colliezucht begleiten, sie stellten mir Zuchtbücher und Mitteilungshefte des Clubs für Britische Hütehunde zur Verfügung, Emil Doster schrieb sogar ein kleines Theaterstück über mich und meine Freundinnen, die wir jede freie Minute mit den Collies verbrachten.

Ilka zog bei uns ein. Sie wurde nur zwei Jahre alt und kam durch einen Unfall ums Leben. Da mein Vater nicht aufgepasst hatte durfte ich mich nach Ersatz umsehen. Ich hatte inzwischen mit dem Studium Collie begonnen, kannte Zuchtbücher und Clubmitteilungen auswendig und nahm Kontakt auf mit einem Züchter in Hessen. Diese Menschen – Familie Habekuss – waren so fabelhaft, ich durfte tatsächlich in den Ferien dort ein paar Tage bleiben und in den Collies und Shelties vom Charlottenhof baden. Eine unvergessliche, sehr lehrreiche Zeit. Ich verliebte mich dort in die Shelties, aber meine Eltern wollten ihrem kleinen Mädchen einen großen Hund als Schutz zur Seite stellen. Und endlich hatte meine Lieblingshündin Ilona Welpen!

Das ist nicht mein Hund!
Als die Welpen 6 Wochen alt waren suchten wir eine Hündin aus. Die Rüden waren vergeben (damals wollte niemand eine Hündin, sie waren auch billiger). Es handelte sich um den O-Wurf, und ich durfte mir den Namen selbst aussuchen. Meine Orissa war darksable mit breiter weißer Halskrause und mein Traum.
Umso größer die Enttäuschung, als mir bei der Abholung eine goldsable Hündin mit Blesse in den Arm gedrückt wurde. Jetzt war die Hölle los: Das war nicht mein Hund! Meine Mutter schäumte, ich sollte kein Theater machen. Hatte mir doch der Züchter einen Sonderpreis eingeräumt, eben was mir meine Konfirmation einbringen würde… ich glaube es waren 280 DM. Die Rüden gingen für 400 DM. Wie peinlich! Aber ich wollte diesen Hund nicht haben, ich wollte meine Orissa. Die Züchterin ging dann noch einmal auf die Terrasse, wo Käufer die Welpen besichtigten, und brachte mir schließlich Orissa. Ich vermute mal die Leute favorisierten die Dunkle mit der breiten Halskrause und keiner rechnete damit, dass ich einen Unterschied bemerken würde. Tatsächlich wäre ich vom züchterischen Standpunkt besser mit Ostara gefahren.

Orissa mein Traumhund
Mal abgesehen von kleinen Schönheitsfehlern war sie der perfekte Gefährte in jeder Beziehung. Damals gab es als Ausbildungsmöglichkeit nur die Schutzhundeausbildung, die uns sehr viel Freude machte. Sie schrie vor Begeisterung, wenn ich die gelben Gummistiefel anzog und es auf den Platz ging. Sie machte alles hervorragend. Aber sie war schußscheu und da alles nach Schema F ging, wusste sie genau wann geschossen wurde und ging keinen Schritt weiter… Dabei war sie nie nervös, aber Gewitter waren für sie auch eine Qual. Mit ihr konnte ich mich überall sicher fühlen. Schon als junger Hund sprang sie einem jungen Mann an den Hals, der auf der Straße neckend nach mir griff. Ich konnte sie gerade noch zurückhalten. Grabschte jemand nach ihr mit den Worten „mich hat noch nie ein Hund gebissen“, schnappte sie mit klappernden Zähnen in die Luft. Verletzt hat sie niemanden und ich platzte vor Stolz. Fremde mochte sie nicht, und ich mochte das. Als ich später ins Berufsleben trat erzählte mir meine Mutter einmal, dass ein Nachbarsmädchen mit ihr spazieren ginge und sie sich immer so freue, wenn sie kommt. Ich konnte es nicht fassen, denn wenn ich dem Mädchen begegnete tat Orissa so als kenne sie sie nicht, reagierte nicht einmal auf Ansprache!
Kaufinteresse aus den USA
Damals waren um Stuttgart herum viele US-Soldaten stationiert, darunter tatsächlich Collieliebhaber und sogar bekannte Züchter. So besuchte einer unseren Übungsbetrieb und bot mir 2.000 DM für Orissa! Geld hatte für mich gar keine Bedeutung, und den Gedanken, dass man einen Hund verkaufen könnte, fand ich geradezu lächerlich. Zuhause am sonntäglichen Mittagstisch ließ das „Anekdötchen“ meine Mutter nahezu in Ohnmacht fallen… gut, dass sie bei dem Angebot nicht dabei war! Tatsächlich wurde mir viel später klar, dass sie genau den damaligen amerikanischen Idealen entsprach, und Zahnfehler interessiert dort heute noch keinen. Leider habe ich nicht gefragt, wer denn der Interessent war!

Zahnfehler – keine Zuchtzulassung
Orissa war eine große Hündin, aber leider fehlte ihr ein P2, was damals das Aus für Zucht und Show bedeutete. Bei der Körung lehnte man sie ab, aber ich hatte gesehen, dass eine Hündin nachgekört wurde, der ebenfalls Zähne fehlten. Und so wehrte ich mich, gerade mal 15 Jahre alt, gegen die ehrwürdigen Züchter und Richter, die hinter dem großen Tisch saßen und ihr Urteil fällten. Schließlich genehmigte man mir einen Wurf, wären dann alle Welpen vollzahnig, würde man weitersehen.

Erste Zuchterfahrung
Erst als sie 6 Jahre alt war hatte ich die Möglichkeit mit ihr einen Wurf zu züchten. Sie hob bei dem von mir ausgewählten Rüden nur die Lefze an, ließ einen Eckzahn blitzen, und er wich dankend zurück. Ihre Züchter empfahlen mir einen ihrer eigenen Rüden. Doch den wollte ich nicht. Er kam aus England und war so scheu, dass er in meiner Anwesenheit nicht unter dem Tisch hervorkam. Tatsächlich wäre er die richtige Wahl gewesen, er kam aus schlechter Haltung und erwies sich als guter Vererber wesensfester Hunde. Ich entschied mich für einen anderen, aufgeschlossenen Rüden. Wie ich später feststellte vererbte er massiv Zahnfehler, und deshalb hatte man mir den anderen angeboten. Aber ich wusste es besser und setzte mich durch… Ich ließ sie dort, wo sie über Nacht alle Türen öffnete und alle Hunde frei im Haus herumrannten…
8 Welpen im A-Wurf von Orissa
Sie bekam neun Welpen, eine wunderschöne Hündin starb nach wenigen Tagen. Damals mussten alle Würfe auf 6 Welpen „reduziert“ werden, d.h. 2 musste ich töten. Jedoch war das neue Tierschutzgesetz beschlossen und sollte 4 Monate später in Kraft treten. Der Zuchtwart hatte ein Einsehen und ich durfte alle 8 aufziehen.

Erste Kontakte nach Amerika
Über einen Welpen bekam ich Kontakt zu einer jungen Frau am Ort, die ideale Möglichkeiten für die Welpenaufzucht hatte, selbst nicht berufstätig war und die Hunde liebte. Daher ging ich mit ihr eine Züchtergemeinschaft ein. Da Orissa zu alt war und ich keine Tochter behalten durfte, ich lebte noch im Elternhaus, übernahmen wir eine Hündin aus der Tschechei. Damals konnten die Züchter nur mit großen Schwierigkeiten Hunde aus dem Ausland hinter den eisernen Vorhang bringen. Sie schickten mir Welpen, die ich hier verkaufte und vom Erlös Welpen bezahlte, die die Züchter in die Tschechei schickten. Mit unserer Kora machten wir drei Würfe. Da ich mich inzwischen mit Collies in den USA beschäftigte (Maria Teresa Garabelli hatte mir empfohlen: Wenn du über Collies lernen willst, musst du in den CCofA gehen, und sie bürgte für meine Mitgliedschaft) und hier Züchter für sie begeistern konnte, nutzten wir als erste den Importrüden Romulus of Heather. Leider blieben die privaten Umstände meiner Freundin nicht wie erhofft und ich kam zu dem Schluß: Was du nicht allein tun kannst, lass ganz! Die vier Würfe waren eine wirklich großartige Erfahrung für mich.
Colliepause
Als Orissa 1976 12 jährig durch einen Unfall ums Leben kam, sie war noch topfit, absolvierte mit Elan den Schutzdienst und lief viele Kilometer am Rad, war ich inzwischen berufstätig und 10-12 Stunden außer Haus. Das bedeutete das Ende für mich als Hundehalter.
Ich hatte viele wertvolle Verbindungen zu Züchtern in aller Welt und viele Informationen, die damals den meisten deutschen Züchtern nicht zugänglich waren. Ich hatte als Dolmetscherin für deutsche Züchter seit 1965 regelmäßig die Crufts bereist und fantastische Züchter und Hunde kennengelernt, von denen ich unendlich viel lernen durfte. Ich war seit 1964 aktiv als Pressewart des Clubs für Britische Hütehunde und Initiatorin und Mit-Gründerin der Landesgruppe Rheinland, erhielt die Goldene Ehrennadel.
Doch die Entwicklung um die Rasse sagte mir nicht zu. So riefen zwei Züchterfreundinnen und ich 1977 die Collie Revue ins Leben, um all das Wissen weitergeben zu können. 40 Jahre lang bestimmte die Zeitschrift mein Leben und die internationale Collieszene, immer in der Hoffnung etwas für die Rasse zu tun, um irgendwann einmal wieder einen Collie wie meine Orissa zu finden.
Doch alles kommt anders… Bei einem Besuch bei meiner Mentorin Maria Teresa Garabelli in der Toskana lernte ich den Whippet kennen, der im Wesen meiner Orissa so ähnlich war (außer dem Schnappen…), dass ich mich sofort verliebte. Als ich endlich wieder einen Hund halten konnte, wurde es ein Whippet. Das trübte meine Liebe und mein Engagement zum Collie nicht, nie habe ich mich mit den Whippets so auseinandergesetzt. Und nach wie vor genieße ich die Collies meiner Freunde.