Farbenvielfalt ist genetische Vielfalt. Mit jeder Farbvariante gehen auch weitere Gene einher und jede züchterische Einschränkung auf Farbe schränkt den gesamten Genpool ein. Zahlreiche Rassen sind trauriger Beweis. Die extreme Beachtung von Farbe und Zeichnung beim Berner Sennenhund, wo kleine Abweichungen schon Zuchtausschluß bedeuteten, führte zu großem Schaden. All‘ die Bauernhunde gab es in verschiedenen Farben.

Beschränkung auf Farbe und Zeichnung als Rassetyp
Viele Rassen gab es in verschiedenen Farben – Farbe macht keine Rasse! Doch in den Anfängen der Rassehundezucht beschlossen ausgangs des 19. Jh. wenige Menschen, die sich der Rassen kundig wähnten, den Rassetyp in sog. Standards festzuschreiben. So sollte ein solcher Hund auch für den Laien auf Anhieb als einer bestimmten Rasse zugehörig zu erkennen sein.

Man schöpfte damals aus der Sichtung vieler Arbeitshunde aus einem großen Genpool, sortierte ein paar wenige aus, wie man sie sich vorstellte, und der Rest konnte gehen. Damals hatte man auch keine Mühe, unerwünschte Welpen zu töten, also sah man auch keine „unerwünschten“. Noch vor wenigen Jahren wurde bei den Boxern ein riesen Geheimnis daraus gemacht, wenn mal ein weißer Welpe fiel. Niemand wollte das Scheckungsgen in seinem Zuchttier zugeben…

Farbmischungen heute noch ein Problem
Wenn man verschiedene Farben zuließ, dann aber bitte schön nicht mischen, wie es heute noch bei der Deutschen Dogge und vielen anderen Rassen praktiziert wird, die lieber aussterben, als Farben zu mischen – Pudel, Spitze sind gute Beispiele. Farbreinheit war/ist höchstes Zuchtziel.

Aber Farben machen keine Rasse – und so ist es heute schwer, den eingefleischten Züchtern eine offenere Sichtweite abzuverlangen, und denen, die es nicht so eng sehen, wird natürlich keine Eigeninitiative erlaubt.
Aber Farben machen keine Rasse – und es ist ein großer Fehler, die Farbe und Zeichnung über alles zu stellen.

Zuchtzulassungssystem eher Zuchtverhinderungssysteme
Wir sind beim Collie so weit, dass wir in Europa teilweise die ausgedehnte Weißscheckung – sprich weißer Hund mit farbigem Kopf – nicht akzeptieren. Das steht zwar so im Standard, aber die Zuchthoheit liegt bei den Vereinen, es wäre ein Leichtes, wenn sie zuzulassen. Aber unser Zuchtzulassungssystem ist ja eher ein Zuchtverhinderungsinstrument, spricht den Züchtern jegliche Eigeniniative ab und macht sie abhängig von oftmals subjektiven Richtermeinungen.

Ahnherr der Collies
Als ich vor über 20 Jahren das erste Mal die walisischen Farmen auf der Suche nach dem Ahnherrn des Collies besuchte (Schottland hatte ich schon Jahre vorher abgegrast), war mir sofort klar, dass dies die Ausgangsformen unserer Collies ist. Und ich konnte auch noch einige Farben sehen, die beim Collie offenbar verlorengegangen sind.

Farbe unwichtig
Die Standards wurden zunächst von den Clubs erstellt, 1881 bis 1910 war man sich einig, dass die Farbe keine Rolle spielt. 1950 übernahm der Kennel Club die Standardhoheit, danach konnten keine Änderungen ohne Genehmigung des Kennel Club vorgenommen werden, wenn sie nicht ausdrücklich und gut begründet von den Clubs gemeinsam beantragt wurden.

Der guten Ordnung halber Farben festlegen
1969 wurden auf Initiative des Kennel Club alle Rassestandards in der Form vereinheitlicht und man verlangte eine klare Vorgabe der Farben. Dabei ist es geblieben, bis kürzlich dazu kam, dass vorherrschend weiß nicht erwünscht ist.
100 Jahre lang spielte die Farbe praktisch keine Rolle… aber was für Farben gab es?
Alte Postkarten – alte Farben
Dazu ziehe ich meine alten Postkarten von Ende des 19. bis Anfang des 20. Jh. heran.
Sehr häufig findet man in alten Bildern einfarbig zobelfarbene Hunde und black and tans mit kleinen weißen Brustfleckchen. Beim Sheltie kenne ich solche Hunde. Beim Collie nicht mehr. Aber man sieht diese Farben alle beim Welsh Sheepdog.

Auch wenn es sich um gemalte Darstellungen handelt, so darf man doch davon ausgehen, dass die Künstler, die für diese Postkartenverlage gearbeitet haben, ordentliche Vorlagen hatten. Um gut zu verkaufen wurde auch das dargestellt, was man schön fand und erkannte. Würde man damals diese Hunde nicht als Collie erkannt haben, hätte niemand solch eine Karte gekauft. Der Collie war damals einer der populärsten Modehunde. Deshalb haben wir heute noch so viel Freude an so vielen alten Stücken.