Der Collie ist eine britische Kreation zu Beginn der Rassehundezucht auf lokalen Hütehundschlägen mit Einkreuzung anderer Rassen aufgebaut.
Lurcher – Zweckkreuzungen von Windhund und Hütehund, Terrier und Windhund, etc. schon vor der Rassehundezucht in England beliebt und heute noch häufig auch als Familienhunde anzutreffen.

Mythos Schottischer Schäferhund
Schottland ist traditionell kein Schafzuchtgebiet. Erst mit dem Sieg der Engländer über die Schotten wurde das Clanwesen aufgelöst und die kleinen Pachtbauern, die die Clans mit Lebensmitteln und Soldaten versorgten, des Landes vertrieben. Diese Highland Clearances schafften im ausgehenden 18. Jahrhundert Raum für groß angelegte, gewinnträchtige Schafzucht. Die Schafe mussten jedoch importiert werden, und große Herden wanderten zu Fuß nach Norden, natürlich mit Hilfe von Hunden. Der schottische Schäferhund stammt demnach von Hunden aus allen Regionen Großbritanniens ab, aus denen Schafe nach Schottland getrieben wurden. Die Legende um den schottischen Schäferhund begann erst im 19. Jahrhundert, als Queen Victoria auf ihrem Sitz Balmoral die Hunde kennenlernte. Allerdings sahen diese Hunde so gar nicht nach Collie aus! Mit ihrer großen Vorliebe für Schottland wurde alles Schottische zum Trend und in der Literatur verherrlicht.

Reine Rasse bei Mensch und Tier
Etwa zeitgleich entstand aus rein kommerziellen Überlegungen heraus und dem Zeitgeist entsprechend der Gedanke der Reinrassigkeit. Das begann mit Rindern und Vollblutpferden, deren Wert dadurch gesteigert wurde, dass man mit beurkundeten Abstammungsnachweisen einen gewissen Qualitätsnachweis liefern wollte. Es ging um den Export in die USA, wo eine junge Nation entstand, die sich vorwiegend an England und Europa orientierte und sehr viel Geld in die Hand nahm, um Rinder, Pferde, aber auch Jagdhunde und schließlich Modehunde wie den Collie zu importieren.
Colliezucht – Investitionsgeschäft
Die Colliezucht wurde, wie einst die Tulpen, zu einem Investitionsgeschäft. Risikoreich – aber durchaus lohnend. Die Amerikaner kauften alle guten und erfolgreichen Zuchthunde für immenses Geld auf. Die reichsten Familien in den Staaten bauten riesige Zwingeranlagen, die von Personal gemanagt wurden. Geld brachte aber nicht irgendein Hund, sondern nur, wer in das Zuchtbuch des nach dem Vorbild der Vollblutzucht am 4.4.1873 gegründeten Kennel Clubs eingetragen war.

Shows, die Champions kürten, trieben den Wert noch weiter nach oben und kurbelten das Geschäft an. Nachwuchs berühmter Champions war natürlich begehrter als Hunde unbekannter Herkunft. Und so waren Deckrüden gefragt, und noch mehr, wenn sie mehrmals in der Ahnenreihe auftraten. Inzucht war das Mittel der Wahl, um rasch den Typ zu festigen. Woher die Hunde letztlich kamen, wer letztlich der Vater war – das alles war nicht nachprüfbar. Ebensowenig Einkreuzungen, die den unscheinbaren Arbeitshund „aufmotzen“ sollten, Gordon Setter ist im Gespräch – der Barsoi ist belegt.
Collies aus Irland und Wales
Der Gründer des Kennels Clubs, ein Mr. Shirley, war sehr wohlhabend und besaß Ländereien in Irland. Dort züchtete er u.a. Collies und Flat Coated Retriever. Wenn er von England aus nach Irland reiste, so führte der Weg durch Wales. Das erste Sheepdog Trial fand ebenfalls in Wales statt. Daher kannte er die dortigen Hütehunde und es liegt nahe, dass vielmehr der Welsh Sheepdog und sehr ähnliche irische Collieschläge als etwa ein schottischer Arbeitshund Einfluss auf das Zuchtgeschehen nahm. Man bedenke alleine die schwierigen Kommunikations-und Reisewege. Heute gibt es eine Autobahn von Birmingham nach Glasgow am südlichen Ende Schottlands über fast 500 km – das hieß damals holprige Straßen per Kutsche, später bestenfalls per Bahn. Die Straße um Loch Ness weiter ins Hochland wurde erst 1936 gebaut! Die Hochburg der Colliezucht war damals Birmingham, wo 1859 die erste Hundeausstellung stattfand. Birmingham war der größte Viehumschlagsplatz, von dem aus die Bevölkerung der rasch wachsenden Industriestädte mit Fleisch versorgt wurde. Dieses Vieh trieben Viehtreiber aus der Umgebung und Wales – mit ihren Hunden zu den Märkten. Ihre ausgetretenen Pfade sind in Wales heute noch zu sehen.