Collies haben, wie sehr viele Rasse, eine lang-und eine kurzhaarige Variante. Die Vererbung ist immer gleich: Kurzhaar ist dominant über Langhaar. D.h. ein Gen eines Elternteils genügt, um als Kurzhaar geboren zu werden. Dagegen muss ein Langhaar zwei Gene für Langhaar – von beiden Eltern je eines – geerbt haben. Das dominante Kurzhaargen kann ein Gen für Langhaar tragen, ohne dass man es sieht, der Hund ist und bleibt kurzhaarig. Es gibt einen Gentest für die Anlage von Langhaar bei Kurzhaar. Kurzhaar ist eigenlich nicht die korrekte Bezeichnung, da es sich um Stockhaar handelt, d.h. längere, straffe, dichte Deckhaare mit dichter, feiner Unterwolle, die eine optimale Isolierung gegen Kälte und Nässe bieten. Kurzhaar hat – wie beim Dobermann z.B. keine oder nur sehr wenig Unterwolle. Doch ist auch beim Smooth Collie die Fellbeschaffenheit recht unterschiedlich.
Dominant und doch vom Aussterben bedroht
Langhaar ist als rezessives Merkmal einfach zu züchten, denn zwei Langhaars verpaart ergeben IMMER langhaarige Welpen. Somit sind dominante Merkmale rasch aussortiert.
Kurzhaar Collie Historie
Zu Beginn der Reinzucht gab es immer wieder Kurzhaars auf den Ausstellungen. Auch die Lieblingshunde von Queen Victoria waren stockhaarig. Doch die Nachfrage aus den USA und dem Rest der Welt befeuerte die Zucht der attraktiveren Langhaars. Die unscheinbaren Kurzhaars blieben auf den Farmen und sonst wenigen Liebhabern vorbehalten.

Nach dem 2. Weltkrieg war es um den Kurzhaar so schlecht bestellt, dass die wenigen Kurzhaarzüchter Langhaarzüchter überredeten, hin und wieder eine Hündin aufzunehmen und einen Wurf zu machen, nur damit die Rasse überleben konnte. Ich erinnere an Redevalley Rosita of Ladypark, die Miss Grey übernommen hatte. Allerdings konnte sie sich nicht für die Kurzhaars erwärmen und gab sie Kay Alexander, die mit ihr die berühmte Peterblue-Zucht aufbaute.

Aus eins mach zwei
Kurzhaars waren stets die unbeachtete Minderheit neben den Langhaars. Hieß es in den alten Standards stets „Kurzhaar in allen Punkten gleich bis auf ein kurzes Haarkleid“ so beantragten die Kurzhaarzüchter 1966 einen eigenen Standard, der 1974 verabschiedet wurde. Noch bis 1993 durfte Langhaar mit Kurzhaar verpaart werden. Die Kurzhaarzüchter legten offenbar keinen Wert mehr darauf, Langhaars einzukreuzen.
Dem Mutterland entsprechend gibt es auch zwei FCI-Standards. Die logische Folge ist, dass beide Rassen nicht mehr so ohne weiteres verpaart werden dürfen. Allerdings überläßt es die FCI den Nationalverbänden, denn in anderen Ländern ist das durchaus möglich.
Stand heute im Mutterland
Der Kurzhaar Collie ist vom Aussterben bedroht. In seinem Heimatland Großbritannien sieht man das jedenfalls so, sofern die Eintragungsziffern im Jahr unter 300 Welpen liegen. Der Kurzhaar Collie hatte 2017 60 Eintragungen, stieg in 2021 auf ein Hoch von 90 an, fiel dann aber 2022 auf 44. 2023 waren es 45. Einschl. 3. Quartal 2024 waren es 28. In Deutschland waren es lt. VDH-Welpenstatistik 2017 257 mit einem Hoch in 2021 von 323, 2022 281 und 2023 192. Schade, dass im Mutterland so wenig Interesse besteht!
Die Situation in den USA
Vor dem 2. Weltkrieg wurden nur vereinzelt Hunde importiert. 1953 begann die Kurzhaarzucht durch Importe aus dem englischen Shiel-Zwinger. Selbstverständlich konnte man mit kaum einer Hand voll Importhunden keine separate Rasse aufbauen, so dass der Kurzhaar mit Langhaar verpaart werden musste.

In den USA erlaubt der Standard nach wie vor zwei Varietäten, die jedoch separat gerichtet werden. Wie es aussieht, wird der Kurzhaar immer populärer.
Die Situation in Deutschland
Der Aufbau in den 1960er Jahren war schwierig und nur durch die Verpaarung mit Langhaar möglich.
Praktisch wird die Verpaarung Lang/Kurz in den VDH-Vereinen nicht durchgeführt. Bis vor einigen Jahren wurden immer wieder langhaarige Welpen in kurzhaarigen Verbindungen geboren. Inzwischen muss beim Club für Britische Hütehunde ein Gentest garantieren, dass keine Langhaars mehr geboren werden können, was die züchterischen Möglichkeiten und somit den Genpool stark einschränkt. Bis dahin konnte ein Langhaargen über viele Generationen unerkannt weitergetragen werden, bis es durch Zufall bei einem Zuchtpartner auf ein zweites Langhaargen trifft.
Langhaar aus Kurzhaar eine Bereicherung
Dabei wären in der heute bekannten Inzucht-Situation der Langhaars die langhaarigen Welpen aus Kurzhaar eher eine Bereicherung, als irgend ein Langhaar für die Kurzhaarzucht. Tragen doch, wenn auch wenige Kurzhaars, tatsächlich noch einen unterschiedlichen Haplotyp und könnten damit zur genetischen Vielfalt des Langhaars beitragen.

Dabei sind es die Kurzhaarzüchter, die sich sehr viel mehr als die Langhaarzüchter mit der genetischen Situation ihrer Rasse beschäftigen, die nach einer Auskreuzungsmöglichkeit suchen. Theoretisch war die Verpaarung Langhaar-Kurzhaars auf Antrag im Club für Britische Hütehunde mit erheblichen Auflagen verbunden erlaubt, aber erst vor kurzen wurden diese Genehmigungen auch in der Praxis erteilt. Der Deutsche Collie Club lehnt sie trotz mehrmaliger Beantragung zur Änderung der Zuchtordnung nach wie vor kategorisch ab.
