Hazel war eine gute Freundin, die immer gerne ihr Wissen teilte und bereit war, auf meine Anfragen hin aus ihrem Collieleben zu berichten. Ich werde nie den Besuch bei ihr vergessen in ihrem hübschen Cottage mitten auf dem Land. Damals hatte sie nur drei Collies und ihre züchterische Laufbahn längst beendet. Aber sie schrieb gerne und brachte ein wunderbares Buch über den Collie heraus. Ich hatte die Ehre, das Manuskript vor der Veröffentlichung lesen zu dürfen. Hazel hat als ganz junges Mädchen – Hazel Edgley – angefangen, über die Collies ihren Mann Dr. Collins kennengelernt und war eine Weile unter dem Zwingernamen Riffelsee – dort verbrachten sie ihre Flitterwochen in der Schweiz – aktiv. Auch wenn sie nur verhältnismäßig wenig gezüchtet hat, so schrieben insbesondere die Riffelsees Geschichte und prägten die internationale Colliezucht.

Später heiratete sie Mr. Hunt. Sie unterbrach eine ganze Zeit ihre Collieaktivitäten und als sie wieder anfangen wollte, durfte sie ihren Zwingernamen nicht mehr verwenden! Daraufhin stellte sie ihn um in Rifflesea. Unmittelbaren Zugriff auf ihre alten Hunde hatte sie da nicht mehr. Als ich Hazel nach ihrem Fundus alter Fotos etc. fragte, erzählte sie eine traurige Geschichte: Anlässlich einer Aufräumaktion hatte Hazel zwei Haufen zusammengestellt – das was aufzubewahren war und das was verbrannt werden sollte. Leider hat ihr damals schon nicht mehr gesunder Mann den falschen Haufen verbrannt und nichts ist Hazel aus der Vergangenheit geblieben. 

Diese Erinnerungen schrieb Hazel Collins Anfang der 1970er Jahre

Das erste Mal sah ich den Namen Phyllis M. Grey, die später die weltberühmte Züchterin der Ladypark-Collies wurde, am Ende eines Briefes, den ich von ihr während des Krieges 1943 erhielt. Sie schrieb, sie habe gehört, dass ich kürzlich von Mrs. George, Beulah‘s, eine Hündin aus der Verpaarung Ch. Beulah’s Golden Favor of St. Adrian und Ch. Beulah’s Golden Feather gekauft hatte. Das stimmte. Ich hatte meinen ersten Lohn nach der Schule gespart und damit meinen ersten Collie gekauft. Es stellte sich heraus, dass Miss Grey den Wurfbruder gekauft hatte und die folgende Korrespondenz ergab eine Freundschaft, die bis zu ihrem Tode anhielt. 

Frau mit Collies
Miss Grey mit von links Lochinvar, Liberty, Maid und Flora – sie hat mir das Foto so geschickt, offenbar hatte es ein Collie zwischen den Zähnen!

Lebenstraum Collies züchten

Miss Grey war Krankenschwester, aber sie hatte sich vorgenommen, sobald der Krieg vorbei wäre, würde sie etwas Land kaufen und Collies züchten. Dafür würde sie einen sicheren Job und alle Pensionsansprüche opfern. Sie handelte strikt gegen alle Ratschläge ihrer Familie und Freunde. Aber Miss Grey war, wie ich später lernen sollte, eine sehr bestimmte und geradlinig denkende Person. Sofort nach dem Krieg kaufte sie ein Häuschen und etwas Land bei Barnard Castle. Der ursprüngliche Plan war, dass ich ihr folgen und ich mich auf die Zucht von Jersey Rindern konzentrieren sollten, während sie sich den Collies widmete. Der Plan scheiterte, da sich Miss Grey strikt weigerte in den Süden zu ziehen und ich der Meinung war – was sich als richtig herausstellte – dass das Land im Norden für Jersey Rinder nicht geeignet ist. 

Zuchtgemeinschaft

Aber die Freundschaft hielt an und 1946 schickte ich ihr meine tricolour Hündin Beulah‘s Night Flare für einen Wurf. Diese Hündin sollte einen großen Einfluss auf die blue merle Zucht in diesem Lande haben. Durch ihren Vater Beulah‘s Night Victorious, trug sie alle Blutlinien der großartigen Beulah‘s blue merle Champions der Vergangenheit.

Ich hatte sie von einem merle Sohn von Ch. Eden Diadem decken lassen. Diadem war ein Tricolour, gezüchtet von Mister Dell. Er hatte viel unter dem Namen Delwick Diadem gewonnen, ehe ihn Mister Robson kaufte, zum Champion machte und nach Amerika verkaufte. Das Besondere an seinem Sohn Maroel Blue Mandarin waren seine dunklen Augen, was damals eine Rarität war. Nur ein Welpe überlebte – eine blue merle Hündin mit dunklen Augen und wir entschieden, dass Miss Grey sie behalten sollte. Sie wurde als Lilac of Ladypark registriert, und durch sie kamen fast alle dunklen Augen bei den Merles, wie sie heute in Großbritannien vorherrschen. Sie war die Mutter von vielen blue merle Siegern, einschließlich Ch. Silvaseabear from Shiel. Gedeckt von einem sable Rüden brachte sie die unvergleichliche sable Hündin Ch. Lena of Ladypark, Mutter von Lilt und Libretto of Ladypark.

Weltberühmte sable Zucht

Miss Grey wurde in der ganzen Welt mit ihrer sable Zucht berühmt. Ihre Stammhunde waren zwei Welpen von Mrs. George. Eine wurde später Ch. Beulah’s Golden Flora, die mit ihrer Nachzucht Geschichte schrieb. Sie wurde 1946 von einem Rüden namens Eden Examine gedeckt, der, ehe er von Mr. Robson gekauft und umbenannt wurde, schon unter seinem Namen Worsboro Model viel gewonnen hatte. Einige Monate später schrieb mir Miss Grey, dass sie die beste Hündin aus diesem Wurf behielt. Aber sie wollte den besten Rüden verkaufen, ob ich interessiert sei. Wie es sich so ergab, hatte ich eine Anfrage von einem jungen Medizinstudenten nach einem Rüdenwelpen, und es wurde vereinbart, dass er ihn kauft und sollte er gut genug sein, würde ich ihm helfen ihn auszustellen. Mit zehn Monaten gewann er sein erstes CC und Ch. Lad of Ladypark wurde der erste Ladypark, der ein CC gewann. Miss Grey war begeistert und machte sich sofort daran, die Verpaarung zu wiederholen – und so wurde Ch. Lochinvar of Ladypark geboren.

CH. Lad of Ladypark

Lad und Lochinvar of Ladypark

Ich wurde oft gebeten die beiden Brüder zu vergleichen, aber sie waren sich überhaupt nicht ähnlich. Lad sprühte vor Lebensfreude und Vitalität und war sehr intelligent. Während seiner Karriere als „Schauspieler“ verdiente er auf der Bühne mehr Geld als ihm Decktaxen einbrachten, obwohl er viele Sieger, darunter sechs englische Champions brachte.

Er war ein ganz dunkel schattierter Darksable mit fantastischem Haarkleid und seinem Vater Eden Examine sehr ähnlich.

Lochinvar war von ganz anderem Typ. Er war ein großer Goldsable, aber ein schlechter Ausstellungshund. Er stand im Ring, wedelte sanft mit seiner wunderschönen, buschigen Rute, blickte hingebungsvoll zu Miss Grey auf und weigert sich, seine Ohren zu zeigen. Als Zuchthund jedoch war er unvergleichbar. Ich weiß nicht genau, wie viele Champions er hervorgebracht hat, aber es müssen etwa 30 gewesen sein. Der Typ der Hündinnen machte keinen Unterschied. Er prägte den Welpen seinen hervorragenden Typ auf, egal wie die Mutter aussah oder aus welcher Zucht sie kam. Das ist meiner Meinung nach das Merkmal eines wirklich großen Vererbers im Gegensatz zu einem guten Deckrüden. In diesem Jahrzehnt hat nur Mrs. Chatfields Dazzler die gleiche Fähigkeit gezeigt und kann sich auf die gleiche Stufe stellen wie Lochinvar, obgleich sich auch einige Dazzler-Söhne als sehr konsistente Vererber erwiesen haben.

Das Hochzeitsgeschenk

1948 haben Lads Besitzer und ich geheiratet. Ich bekam nicht nur den Namen Collins, sondern auch die Hälfte von Lad. Als Hochzeitsgeschenk kauften wir uns einen Hündinnenwelpen von Lochinvar, Rose of Ladypark. Wir hatten noch nie Welpen von Lochinvar gesehen, aber wir waren sofort entzückt von diesem Hund. Ihr süßer Ausdruck machte sie unwiderstehlich. Auf acht Ausstellungen gewann sie drei CCs und fünf Reserve CCs und war in allen ihren Jugendklassen ungeschlagen. Sie war die erste von drei Champions in diesem Wurf. Die anderen waren Maid of Ladypark und Laird‘s Galway Sun.

Start für Dunsinane

Als Zuchthündin war sie ebenso erfolgreich. Sie wurde dreimal von Lad gedeckt und in jedem Wurf einen Champion und einen Strom von Siegern hervor. Drei Welpen dieser Verpaarung kaufte Mrs. Chatfield:  Riffelsee Rozena, Riffelsee Rowena und Riffelsee Regality of Dunsinane.  Gedeckt von Liberty of Ladypark startete Regality mit ihrem ersten Wurf einen ständigen Strom erfolgreicher Exporte von Dunsinane nach Europa.

Collie
Ch. Riffelsee Regality of Dunsinane

Erfolg für Frank Mitchell

Zwei Welpen kaufte Frank Mitchell und baute mit ihnen den erfolgreichen Glenmist-Zwinger auf. Ch. Riffelsee Reward of Glenmist wurde der einzige Champion, der jemals einen Gehorsamstitel erlangte. Sie war die Mutter von drei Champions, einschließlich der wunderschönen Ch. Sapphire of Glenmist, wiederum eine Tochter des wundervollen Vererbers Ch. Liberty of Ladypark. Liberty war ein großer Hund mit sehr viel Haar und ein sehr hübscher Ausstellungshund, der seinen Typ an seine Nachkommen weitergab. Er war eine Sensation als er mit zehn Monaten Champion wurde, was man bis dahin in den Zeiten der Spätentwickler nicht gehört hatte.

Jagdkumpanen

Um diese Zeit wurde auch unser tricolour Riffelsee Royalist geboren. Dieser Hund hat eine kuriose Geschichte. Er war der Sohn von Beulah’s Night Flare und damit ein Halbbruder von Lilac of Ladypark. Flare hatte nach Lad acht Welpen per Kaiserschnitt. Die sechs stärksten Welpen wurden einer Amme zugelegt, und wir zogen die restlichen zwei mit der Flasche auf. Einer starb, aber der kleinste tricolour Rüde überlebte. Mit sechs Wochen war er halb so groß wie die anderen, und mit sechs Monaten so groß wie ein durchschnittlicher Sheltie.

Riffelsee Royalist

Aus irgendeinem Grund war er noch immer bei uns als er plötzlich anfing zu wachsen. Er blieb immer etwas hündinnenhaft, aber er hatte ein enormes Fell und wunderschöne Augen und Ausdruck. Er war als Junghund auf all seinen Championship Shows ungeschlagen. Royalist hatte federnde, tänzelnde Bewegungsabläufe. Das muss sehr dominant gewesen sein, denn ich kann heute noch seine Nachkommen aufgrund der Art und Weise, wie sie durch den Ring laufen, erkennen. Leider hatten wir damals auch den jungen Rüden Ugony’s Son o’Lad of Riffelsee. Die zwei gingen gemeinsam in den nahe gelegenen Fasanenwäldern jagen. Son o’Lad ging an seine Züchterin May Young zurück, die ihn prompt zum Champion machte und viele Male Best in Show und die Working Group mit ihm gewann. Royalist ging an meine Schwiegermutter und wurde nie mehr ausgestellt.

Glücksfall für die blue merle Zucht

Aber einige kluge Züchter benutzen ihn, insbesondere Clare Molony, die eine dunkeläugige Enkelin von Lilac of Ladypark namens Lobelia of Ladypark zu ihm schickte. In diesem Wurf waren der unsterbliche Ch. Westcarrs Blue Minoru und seine dunkeläugige Schwester Westcarrs Blue Minerva, die zwei CCs gewann. Minoru war ein großer, wunderschön gefärbter Merle mit wunderschönem Kopf, viel, sehr viel Fell, wundervoll gewölbtem Nacken und Gebäude mit stilvoller Aktion. Er setzte einen neuen Qualitätsstandard für die Merlezucht und durch ihn bekamen wir die großen Merles des folgenden Jahrzehnts, insbesondere Ch. Carramar Boy Blue und seinen Sohn Ch. Carramar Blue Tweed.

Die einzige andere Linie erfolgreicher Merles kam von einem Enkel von Royalist, Ch. Blue Motif im Besitz von Miss Hope und Mr. Davis, mit dem sie Ch. Janlynn’s Blue Marquis und Janlynn’s Blue Maskerade, 1CC, züchteten.

Verkannter Vererber

Mr. Mitchell bestand darauf, seine Sapphire of Glenmist zu Royalist zu schicken. Wir hielten es für besser Lad zu benutzen, aber er hatte recht! In diesem Wurf waren die wunderschöne Ch. Lovely Lady of Glenmist und Ch. Pattingham Gay Lady of Glenmist. Rückblickend ist es leicht zu sagen, dass Royalist einer der großen Verderber hätte werden können, wenn wir sein Potenzial erkannt hätten.

Collie
Ch. Pattingham Gay Lady of Glenmist

Große Erfolge für Ladypark

Ein weiterer sehr erfolgreicher Rüde seiner Zeit war Ch. Legend of Ladypark. Er war ein recht unauffälliger Hund, hatte aber einen wunderschönen, typischen Kopf und dunkle, gut gesetzte Augen, die er seinen Welpen weitergab. Er war besonders erfolgreich mit Lochinvartöchtern.

Zu dieser Zeit produzierte Miss Grey einen Strom müheloser Sieger, einen nach dem anderen, alle vom gleichen Typ mit flachem Schädel, süßem Ausdruck, wunderbarem Fell, gut gebaut und fast alle Goldsable und weiß, ihre Lieblingsfarbe. Ein Ende schien nicht in Sicht bis zu dem tragischen Autounfall auf dem Rückweg von einer Show, der sie für den Rest des Lebens an den Rollstuhl fesselte. Ihr Zwinger wurde aufgelöst, die Hunde über das Land verteilt. Ein paar Jahre später versuchte sie ihre Linie wieder aufleben zu lassen, aber ihr Typ war nicht mehr da und die Goldader erschöpft. Sie hat ihre Qualität nie mehr erreicht.

Um die Rasse verdient gemacht

Mehr als ein Jahrzehnt beherrschte sie die englische Collieszene, züchtete Ströme wundervoller Collies, die als Familienhunde ebenso erfolgreich waren wie im Schauring. Ich habe niemals einen nervösen Ladypark gesehen. Sie alle hatten dasselbe ruhige, sanfte, ausgeglichene Wesen, das es zu einer Freude machte sie zu besitzen. Es ist im wesentlichen Miss Grey zu verdanken, dass die Eintragungsziffern von 86 in einem Jahr auf über 6000 von heute angewachsen sind. Ladyparks gingen in alle Welt und bauten dort heute noch erfolgreiche Linien auf. Der Name Ladypark wurde zum Begriff unter Collieliebhabern in der ganzen Welt. Durch ihre Hunde wurde der Name Phyllis M. Grey unsterblich.

Anmerkung der Redaktion: Als Hazel das schrieb, war die Ära Ladypark lange vorbei. Ich erinnere mich noch gut, dass ich mit ihr korrespondierte, um einen Rüden zu kaufen. Damals hatte sie wieder Collies, aber wir waren von den Fotos der Hunde sehr enttäuscht, weil sie nicht das waren, was wir uns vorgestellt hatten. Vielleicht hätten wir genauer hinsehen sollen, aber Ladypark war ein Mythos und man verband einen ganz bestimmten Typ mit dem Namen. Hazel schreibt, dass sie nie einen nervösen Ladypark gesehen hat. Möglicherweise hatte sie in den letzten Jahren nicht mehr den Kontakt, denn Importe nach Deutschland waren zwar sehr schöne Hunde, aber extrem wesensschwach und sowohl der Rüde als auch die Hündin brachten keinen Nachwuchs. Wenn wir uns heute deren Ahnentafeln ansehen, wird uns schwarz vor Augen, aber damals waren diese auf Inzucht aufgebauten Ahnentafeln regelrechte Kunstwerke und machten den Wert eines Hundes aus. Eine 5 Generationen Abstammung ohne gleiche Namen, ohne Linie, galt geradezu als wertlos. So spannend, wie sich die Zeiten ändern! Und Inzucht auf die Spitze getrieben, das ist ja bekannt, führt zu Ausfallerscheinungen. Ihr Eigentümer, Willy Römpert, schrieb über ihr Wesen und bezeichnete sie als „Endprodukt“. Die Ahnentafel von London Cry of Ladypark und Lemoina of Ladypark sind ein typisches Beispiel für ihre Zeit. EMK

Hazel Hunt an ihrem Lieblingsplatz