Von Iris Combe, Tilehouse Collies

Iris Combe schrieb diesen Artikel in den 1970er Jahren. Sie züchtete erfolgreich Lang-und Kurzhaarcollies sowie Border Collies. Sie besaß eine große historisch wertvolle Sammlung über den Collie und war eine international geschätzte Buchautorin. Das beste Buch ist jedoch ihre Autobiographie, die nur für die Familie in kleiner Auflage gedruckt wurde. Ich habe ein Exemplar bekommen, auf das ich sehr stolz bin und das einen wunderbaren Einblick in die englisch-irische Geschichte und das interessante Leben von Iris Combe jenseits der Hunde bietet. Iris war von Anfang an gerne bereit für die Collie Revue zu schreiben und es war mir eine Ehre sie kennen zu lernen. Sie hatte ihre Sammlung aufgelöst und für mich ein Päckchen mit Fotos aufbewahrt. Mit Pat Hutchinson schrieb sie noch in hohem Alter das hervorragende Werk Collies of Distinction, aber der Klassiker war ihr Buch über die Smooth Collies. 

Colliewelpen
Tilehouse Thistle und Tonto als Welpen

Referenzen zu blue merle, Herkunft und Blutlinien finden wir in den meisten Büchern über Collies. Deshalb wende ich mich anderen Dingen zu. Der Artikel soll keine Bedienungsanleitung für die blue merle Zucht sein. Es ist meine persönliche Geschichte wie ich zu dieser wunderschönen Farbe kam mit meinen persönlichen Erfahrungen.

Die Zucht dieser wunderbaren Farbe ist eine echte Herausforderung und sollte nur in Angriff genommen werden, wenn man Frustration und Enttäuschung ertragen kann, um stolz die Freude zu genießen, einen blue merle Collie-Champion gezüchtet zu haben. Ich bin sicher, dass wir aufgrund der sorgfältigen Auslese der früheren Züchter heute so schöne blue merle Champions in Großbritannien haben. Alle Farben werden gemeinsam gerichtet und deshalb glaube ich, dass es ein blue merle Champion ein Super-Champion ist, denn er muss auch eine gute Farbe haben. Bei einem sable Wurf kümmere ich mich nur darum, die besten zu züchten und auszusuchen.

„Ich hasse diese Farbe!“

Nach einigen Jahren der Zucht kommt die Zeit, dass man neue Linien oder eine neue Hündin braucht. Es war bei einer solchen Gelegenheit, dass ich der Faszination des Blue Merle verfiel. Bis dato hatte ich nur sable Langhaars und tricolour Kurzhaars gezüchtet. Als ich also eine qualitätsvolle Hündin suchte, wies mich Mrs. Clay auf gute Blaue hin, die zum Verkauf standen. Meine spontane Antwort: „Ich hasse diese Farbe.“ Mrs. Clay aber sagte ganz ruhig: „Wenn ich eine gute Hündin haben wollte und diese Gelegenheit hätte, dann würde ich sie ergreifen und unter keinen Umständen Vorurteile haben.“ Natürlich hatte sie recht, und ich gebe diesen guten Rat an meine Leser weiter.

Mein erster blue merle Collie

Das ist also die Geschichte meines ersten blue merle Collies: Corviross Silver Joy. 

Sehr zögerlich reiste ich in die Midlands, um mir die 7 Monate alten Junghunde anzusehen. Ihre Mutter war der Familienhund von Mrs. und Mr. Job, denen klar war, dass sie einen guten Wurf gezüchtet hatten und deshalb zwei Hündinnen behielten. Aber aus beruflichen Gründen waren sie nicht in der Lage sie auszustellen. Erst zeigte man mir die Mutter. Sie schwebte in den Raum wie eine blaue Wolke. Bei ihrem Anblick fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Ich dachte nur „was für ein wunderschöner Collie“. So einen hatte ich noch nie gesehen. Ich fand ihren Kopf und Ausdruck hervorragend, ihre Körperlinien ein Modell und ihre Farbe ein Traum. Ihr Name war Crosstalk Silver Belle. Dann sah ich die beiden jungen Hündinnen und es fiel mir schwer mich zu entscheiden, denn beide waren so gut. Inzwischen hing ich wie ein Fisch an der blauen Angelschnur. Um zu verstehen, wie gut diese Hunde waren, brauche ich nur zu erwähnen, dass alle drei Champions wurden. Ich sah auch weitere Hunde aus diesem Wurf; wären sie ausgestellt worden, hätten sie ebenfalls gut abgeschnitten.

Mr. Job riet mir alle zu kaufen! Ich höre Sie schon sagen, wie dumm so etwas nicht zu tun. Und natürlich war ich dumm. Aber bedenken Sie, dass wir eigentlich gar keinen Blue Merle wollten und erst recht keine drei. Endlich wählte ich die Hündin, die mir am besten erschien, und so kann Joy in den Tilehouse-Zwinger. Mein Mann hatte noch nie einen blue merle Collie gesehen und fragte mich, ob ich sie in einer Kohlengrube gefunden hätte. 

Eine gute Zuchthündin

Sie hatte einen Wurf nach Ch. Lowerpark Black Buccaneer, in dem der tricolour Ch. Tilehouse Tonto und die blue merle Ch. Tilehouse Thistle geboren wurden. Joy hatte einen wunderbaren Charakter, aber sie war sehr laut, und ich hatte einige gute Angebote für sie. Ich konnte es jedoch nicht übers Herz bringen, sie zu verkaufen, aber später gab ich sie um des lieben Friedens in Haus und Zwinger Willens in ein wunderbares neues Zuhause ab. Joy wurde von ihren neuen Besitzern ausgestellt, war beste Collie-Hündin auf der Crufts 1966 und wurde im selben Jahr noch Champion.

Die anderen Welpen waren ebenso gut, aber sie gingen als Familienhunde weg und wurden nie ausgestellt. Leider starb Tonto im Alter von 4 ½ Jahren an einer schweren Hepatitis. Ich hatte jedoch das Glück, einige seiner Töchter zu haben. Eine verkaufte ich an Mr. Harland, der mit ihr Ch. Fourjoys Blue Minstrel züchtete.

In Ada Bishops neuem Buch „All About the Collie“ gibt es ein vorzügliches Kapitel über die Historie der Blue Merles mit Ahnentafeln, die zu den original blauen Linien zurückgehen und viele weitere interessante Details. Deshalb erspare ich mir viele Ahnentafeln, aber ich glaube, dass eine Referenz zu den Vorfahren dieses bemerkenswerten Wurfes interessant ist. 

Ch. Thistle wurde von Ch. Crosstalk Silver Rambler gedeckt, und Tonto deckte eine Hündin, die zurück in die Corviross-Linie ging. Die Welpen dieser beiden Verbindungen bilden den Grundstock meiner heutigen Zucht. Auf der Suche nach einem Outcross für meine heutigen Hündinnen entschied ich mich für Mrs. Georges Beulah‘s Linie, da sich Ch. Beulah‘s Night Victorious als Großvater von Ch. Westcarrs Blue Minoru auf beiden Seiten der Welpen befindet.

Mrs. Caygill, die damals noch keinen Zwingernamen hatte, ließ zwei gute Hündinnen, eine Tricolour und eine Blue Merle, von Westcarrs Blue Minoru decken. Ich erinnere mich, dass die Entscheidung, welcher Welpe der beste sei, zu heftigen Diskussionen zwischen ihr und ihrem Mann führte – so entstand der Zwingername Crosstalk. 

Farbe alleine reicht nicht

Es heißt die blue merle Zucht sei schwierig. Dem stimme ich nicht zu, dennoch kann sie sehr enttäuschend sein und ist oftmals reine Glückssache. Eine wunderschön gefärbte Hündin reicht nicht aus, um mit ihr zu züchten. Vater und Mutter müssen dem Standard eines guten Collies in allen anderen Aspekten entsprechen. Die Verbindung blue merle mit blau-gezüchteten Tricolours ergeben meiner Meinung nach die am besten gefärbten Blauen, aber dann sind oft nicht mehr als drei Blaue im Wurf und womöglich nur einer wirklich gut gezeichnet. Die Rest ist tricolour oder blau mit viel schwarz.

Wie blau ist blau?

Viel Diskussion gab es kürzlich um die Beschreibung der idealen Farbe eines Blue Merle für den neuen Collie Standard. Ich habe festgestellt, dass ein neugeborener blue merle Welpe, der eher wie ein Dalmatiner gezeichnet ist, die beste Farbe entwickelt, wenn er erwachsen ist. Je mehr schwarz – weiß der Effekt in diesem Alter, desto silbriger und klarer wird das Blau. Welpen, die insgesamt grau wirken werden niemals eine wirklich gute Farbe entwickeln. Blaue, mit großen schwarzen Flecken sind zwar im Showring erlaubt, aber Zeichnung kann den Hund unharmonisch erscheinen lassen.

Blue merle x blue merle

Die Verpaarung blau mit blau ist auch eine Methode, um blue merle Welpen zu bekommen, aber man muss sie mit großer Sorgfalt durchführen. Wenn nicht ein Elternteil jeweils ein tricolour Elternteil hat, werden mit großer Sicherheit weiße Welpen geboren. Das ist enttäuschend, da man diese töten muss, obwohl sie kräftig bei der Geburt erscheinen. Lässt man sie am Leben, sind sie entweder blind, taub oder in anderer Form deformiert. (Anmerkung EMK: Diese Verpaarung ist lt. Gesetz in Deutschland inzwischen nicht mehr erlaubt).

Tricolour x Tricolour

Die Verpaarung Tricolour mit Tricolour produziert immer nur Tricolour, aber meiner Meinung nach sind diese Tricolours ideal, um Welpen mit klarem Blau mit schöner Zeichnung zu produzieren.

Sable merle

In den USA ist es Praxis und letztlich auch hierzulande, blaue mit sable zu verpaaren. Ich finde dies katastrophal für beide Farben. Das Ergebnis sieht man in schlechter Farbe vieler Blauen, was ich in Amerika gesehen habe. Ich sah auch blauäugige Sables als Ergebnis dieser Verpaarung.

Sable gezogener Tricolour mit Blau

Es gibt noch eine weitere Praxis, die die ich nicht gut finde. Das ist die Verpaarung von Blue Merles mit sable gezogenen Tricolours. Auch wenn die Welpen in der ersten Generation oft recht gut in der Farbe sind, aber wenn man nicht sehr sorgfältig die weiteren Verbindungen vornimmt, leidet die merle Färbung, indem sie Sable im Fell hat. Das gibt den höchst unerwünschten schmutzigen Effekt. Dazu muss man bei der Wurfplanung die Blutlinien kennen. Ich finde, man sollte das nicht mehr als einmal in einigen Generationen durchführen, und dann nur um ein sattes Tan zu erhalten.

Hat man hoffentlich die ideale Verbindung gefunden, sind die Ergebnisse nicht immer wie erwartet. Es ist diese Herausforderung, die die blue merle Zucht so interessant macht – aber es ist immer auch ein Glücksspiel.

Hier möchte ich noch erwähnen, dass das Auge entweder blau, teilweise blau oder braun sein kann. Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, was man bevorzugt. Wie immer die Augenfarbe, lehnen Sie einen ansonsten guten Hund nicht wegen seiner Augenfarbe ab. Die Nase muss immer schwarz sein.

Trotz Enttäuschung weitermachen

Sie werden bemerkt haben, dass die blue merle Zucht nicht geeignet ist für jemanden, der einfach nur Collies züchten möchte, sondern nur für jemanden, der bereit ist, alle Aspekte zu studieren und trotz mancher Enttäuschung weiter zu machen. Die Freude, einen ersten blue merle Champion gezüchtet zu haben, ist eine Erfahrung, die das alles lohnt. 

Ich hoffe meine Geschichte hat Ihnen geholfen sich ein Bild von Silver Joy zu machen und dass etwas von meiner Erfahrung hilfreich ist, wenn Sie sich mit den faszinierenden Exemplaren der Rasse befassen.