Noch vor Jahren war es undenkbar, das Wort Collie und Hundefriseur in einem Atemzug zu nennen. Inzwischen hat sich aber bei den meisten Langhaarrassen das Fell derart üppig entwickelt, dass die Pflege für viele Menschen zum Problem wird. Und für die Hunde erst recht…
Gerade bei den Collies war es verpönt durch übermäßiges Bürsten die Haarfülle zu schmälern, aber heute haben wir viele Collies, deren Fell nicht mehr dem eines Hütehundes entspricht, viel zu dicht, weich und lang ist. Aber auf Ausstellungen wird das gern gesehen. Wer erfolgreich sein will, muss leiden…
Im normalen Hausgebrauch sind solche Hunde – und insbesondere Kastraten – eine Last. Nicht nur, dass sie sehr viel Schmutz in die Wohnung bringen. Einen solch überreich behaarten Collie zu pflegen ist anstrengend, und man muss wissen wie. Sonst verfilzt das Fell über der Haut, so dass sich Ungeziefer einnisten und Hautunreinheiten entwickeln können. Solche Hunde riechen übelst. Außerdem trocknen sie nur langsam, so dass man oft Collies im Regenmantel sieht. Manche werden letztlich geschoren, was die ganze Fellstruktur zerstört und man unbedingt vermeiden sollte. Dann lieber ab und an zum Hundefriseur zur Grundpflege gehen, wenn man es nicht selbst schafft.
Die erfahrene Colliegroomerin Manuela Scholl, Liebling’s Friseur, zeigt uns, was warum beim Hundefriseur passiert und vermittelt wertvolle Tipps auch für die häusliche Fellpflege. Collierüde Joe diente uns als Fotomodell. Eigentlich war er noch nicht wieder fällig, aber wir brauchten die Fotos.
Fellpflege des Langhaar Collie
Funktion von Deckhaar und Unterwolle
Das Fell des Langhaar-Collies besteht aus Unterwolle und Deckhaar. Die Unterwolle ist fein und wärmt den Hund. Das Deckhaar ist fester und schützt ihn vor Schmutz und Nässe. Durch Aufstellen und Anlegen der Haare wird die Temperatur geregelt. Deshalb ist es wichtig, das Fell von toter Unterwolle zu befreien. Wenn sich diese mit den restlichen Haaren verknotet, kann das Aufstellen und Anlagen der Haare und somit auch die Thermo-Regulierung nicht mehr zu 100% gewährleistet werden. Meist geht mit dem Verknoten auch eine Verfilzung einher. Wird ein verfilzter Hund nass, kann man dies mit einer nassen, am Körper klebenden Jeans vergleichen. Dieses ist weder im Sommer noch im Winter angenehm. Aus diesem Grund ist die regelmäßige Pflege des Haarkleides besonders wichtig. Außerdem wurde von Züchterseite bereits die Vermutung geäußert, dass Hoden durch zuviel Wolle überhitzt und damit die Samenproduktion beeinträchtigt werden könnte. Oberflächliches Bürsten reicht bei einem Collie nicht aus, um das Haar sauber, luftig und funktionsfähig zu halten.

Bürsten
Zur Erleichterung der Arbeit und um nicht zu viel Unterwolle auszukämmen, kann man „Leave-In-Produkte“ kurz vor dem Kämmen einsprühen.

1. Es ist eine enorme Erleichterung, wenn der Hund lernt entspannt auf dem Tisch zu liegen.
2. Vor dem Bürsten muss das Fell mit einem Fellpflegemittel eingesprüht werden. Das bewirkt, dass die Haarschuppen glatt anliegen und sich nicht mit lebendem Haar verwirren. So wird nur tote Unterwolle ausgebürstet wird und kein „lebendes“ Haar herausgerissen. Bitte darauf achten, nur silikonfreie Produkte zu verwenden.
Wichtig ist, den Hund regelmäßig nach dem Spaziergang von Schmutz im Fell zu befreien. Jede Klette, jedes kleine Zweiglein, das sich im Fell befindet, wird sich zu einem Filzknoten entwickeln. Es sollte ausreichen, einen Collie einmal wöchentlich gründlich durchzukämmen.
Kastration erschwert die Fellpflege
Hat man einen Kastraten, kann dies durchaus häufiger notwendig sein. Nach einer Kastration verändert sich das Fell leider sehr zum Nachteil. Es entwickelt sehr viel wolliges Haar und wechselt auch nicht mehr deutlich.
Der Hundefriseur hilft
Spätestens jetzt kann der Hundefriseur für Abhilfe sorgen. Er wird den Hund gründlich reinigen und mit einem Hochleistungsfön (Blower) die tote Unterwolle auspusten. Während des Blowens hat man immer Blick auf die Haut und Hautveränderungen kommen zum Vorschein, die beim normalen Kämmen gar nicht auffallen.
Bürsttechnik









Baden ist wichtig
Ein Haar hat eine schuppige Oberfläche, die vergleichbar einem Tannenzapfen reagiert. Bei Wärme stellen sich die Schuppen auf, bei Kälte legen sie sich an. Jeglicher Umweltschmutz kann also in das Innere des Haares gelangen und dafür sorgen, dass die Oberfläche des Haares nicht mehr glatt ist. Dadurch wird es stumpf und kann sich leichter verknoten.

Es ist also nicht nur wichtig, das Fell zu kämmen, sondern es auch regelmäßig zu reinigen. Das Haar kann kleinste Partikel aufnehmen, wie z.B. Autoabgase, Umweltgifte usw. Der Hund leckt am Fell und nimmt sie somit oral auf. Aus diesem Grund spricht nichts gegen ein Bad.
Nur hochwertige Pflegeprodukte speziell für das Hundefell
Hierbei ist zu beachten, dass man nur hochwertige Produkte nutzt, da der Hund seine Schutzschicht auf der Haut nicht so einfach wiederherstellen kann wie der Mensch. Man sollte sich von einem Fachmann wie einem Hundefriseur beraten lassen. Ein auf die jeweilige Fellstruktur abgestimmtes Shampoo ist besonders wichtig. Der Hund hat keine Schweißdrüsen, die an der Hautoberfläche enden. Er reguliert Hitze über Pfoten und Zunge, manchmal durch flaches Hinlegen auf kühlen Untergrund, weil zwischen den Beinen Blutgefäße sehr nah an der Hautoberfläche liegen und somit der Körper gekühlt werden kann.








und Joe erstrahlt in neuem Glanz

Niemals scheren
Das Colliefell sollte niemals geschoren werden. Unterwolle wächst immer schneller als Deckhaar. Dies hat zur Folge, dass sie das Deckhaar verdrängt. Es wird immer mehr Unterwolle. Die Unterwolle wärmt den Hund, das Deckhaar schützt für Kälte und Nässe. Die Unterwolle nimmt jedoch Nässe und Schmutz besonders gut auf. Bis ein geschorener Collie seinen ursprünglichen Fellzustand erreicht hat, kann es bis zu zwei Jahre dauern. Bei schlechter Fellqualität kann es sogar passieren, dass er nie wieder ein schönes Haarkleid tragen wird. Deshalb ist von einer Schur, wenn nicht aus gesundheitlichen Gründen notwendig, unbedingt abzuraten! Der Hund verliert dadurch auch nicht weniger Haare, sie sind nur kürzer. Ein Entwollen durch den Fachmann, ein bis zweimal im Jahr zum Fellwechsel ist hier ratsam.
Erschienen in der Collie Revue Nr. 162 Dezember 2017 Copyright der Fotos Eva-Maria Krämer