Der folgende Beitrag ist ein Stück Historie und spiegelt den Zeitgeist wider. Collies waren ein Spekulationsgeschäft, mit dem man viel gewinnen, aber auch verlieren konnte. Für uns heute unvorstellbare Summen wurden investiert und durch einen Staupeausbruch vernichtet. Impfungen gab es nicht. Auch ein Grund, dass die Nachzucht ausgelagert wurde, falls irgendwo etwas ausbrechen sollte. Offenbar waren die damaligen Züchter sehr wohlhabende Großgrundbesitzer. Seine Hunde erlangten Berühmtheit durch die Zusammenarbeit mit der Prinzessin de Montglyon. Dass man heranwachsende Hunde aussortierte und tötete ist für uns heute unvorstellbar, aber wir sehen an der Befürwortung des Autors, dass es für ihn nicht nur normal, sondern auch für deutsche Verhältnisse wünschenswert wäre…

Interessanterweise spielen die damals so berühmten und erfolgreichen Hunde des Mr. Powers in der Zucht keine Rolle mehr. Weder in den Hündinnenfamilies noch Rüdenlinien tauchen sie auf.

Von Carl Friedrich Weber, Chemnitz

Aus den Mitteilungen des Collie-Club Nummer 1, März 1901

Anlässlich meiner Besuche in England, den von den Collie-Club Ausstellungen in Barmen, Magdeburg und Dresden her wohl bekannten Züchter und Preisrichter Mr. John Powers in Barwell zu besuchen hatte ich mir schon seit einer Reihe von Jahren vorgenommen. Diesen Besuch habe ich endlich im September des Jahres 1900 ausgeführt und will es nicht unterlassen, meinen leider nur sehr kurzen Aufenthalt daselbst zu schildern, zumal sich der Herr Schriftführer des Collie-Clubs beklagt, dass die Mitglieder des Clubs ihn durch Zusendung von Beiträgen für die Mitteilungen fast gar nicht unterstützen. Ich hoffe, dass diese Andeutung genügt, auch andere Herren zu veranlassen, ab und zu einmal Berichte über von ihnen besuchte Zwinger Herrn Dr. Barthels zur Veröffentlichung einzusenden. Ich fuhr einen Sonnabend gegen Abend von London weg, erreichte nach circa zweistündiger Eisenbahnfahrt Hinckley, die Bahnstation für Barwell, wurde von Mr. Powers am Bahnhof empfangen und fuhr mit ihm per Wagen nach seiner etwa 2 Meilen von Hinckley entfernten Farm. Mr. und Mrs. Powers nahmen mich in außerordentlich liebenswürdiger Weise auf und ich will nicht verfehlen, auch in diesen Blättern, die Herrn Powers als Ehrenmitglied des Collie-Club regelmäßig zugesandt werden, für die mir erwiesene Gastfreundschaft nochmals meinen verdient verbindlichen Dank abzustatten.

Höchste Erwartungen

Wie sich jeder Colliefreund, der weiß, was für Colliesterne Mr. Powers bei sich hat, denken kann, waren meine Erwartungen aufs höchste gespannt, die beiden Champions der Prinzessin de Montglyon Barwell Masterpiece und Old Hall Beatrice endlich einmal zu sehen. Auf früheren Reisen hatte ich mir die Champions Portington Bar None, Southport Perfection, Omskirk Emerald und Balgreggie Hope in ihren Kennels angesehen und war sehr neugierig auf Barwell Masterpiece. Obgleich es bereits dunkel war, ließ mich Mr. Powers nicht bis zum nächsten Tag warten, sondern sandte nach Masterpiece, welcher mir nach wenigen Minuten im Speisezimmer seine Aufwartung machte. Ich muss nun offen gestehen, dass meine Erwartungen, die sehr groß waren, beim Anblick dieses Hundes nicht nur erreicht, sondern weit übertroffen worden.

Masterpiece war nach Aussage des Herrn Powers absolut nicht in bester Kondition; eine derartige Kondition würde bei uns in Deutschland aber schon eine prima Kondition genannt werden und kann ich nur wiederholen, was ich schon im früheren Bericht über englische Zwinger gesagt habe, dass wir, was Haarpflege angelangt, noch viel von den Engländern lernen können. Masterpiece ist ein Hund von kolossaler Größe, größer als der größte, der oben genannten Hunde, dabei aber von äußerst eleganter Figur, hat sehr langen, schmalen und trockenen Kopf mit ganz kleinen Augen, denkbar besten vorzüglich getragenen Ohren und einen Ausdruck, der einen Collieliebhaber sofort in Entzücken versetzen muss. Außerdem wirkt bei Masterpiece noch die herrliche Zeichnung, die man ja auf dem Bild des Hundes, welches die Mitglieder als Kunstbeilage der Mitteilung erhalten haben, sehr schön sehen kann, wie überhaupt die Schönheiten des Hundes auf dem Bild vorzüglich zum Ausdruck kommen.

Jungtiere werden auf Bauernhöfe ausgelagert

Da es wie schon oben erwähnt dunkel war, konnten wir an diesem Abend eine Besichtigung weiterer Hunde nicht mehr vornehmen, und Mr. Powers vertröstete mich auf den nächsten Tag, teilte mir aber gleichzeitig mit, dass er mir nicht viel Gutes zeigen könnte, da er die besten Puppies nie selbst aufziehe, sondern zu Freunden in Pension gäbe, die den Puppies eine bessere Einzelpflege angedeihen lassen könnten, als er sie bei der großen Anzahl von Puppies zu geben im Stande wäre.

Schätze eines Collieliebhabers

Wir verlebten einen sehr netten Abend und bildete das Hauptgesprächsthema selbstverständlich der Collie. In dem äußerst gemütlich eingerichteten Haus wurde man überall an Mr. Powers Steckenpferd erinnert. Schon beim Betreten der Vorhalle erblickt man ein wundervolles Ölgemälde, die bekannte Lieblingshündin Ch. Barwell Pearl in Lebensgröße darstellend. Im Wohnzimmer, im Salon und im Fremdenzimmer zierten die Wände Bilder von Collies in allen nur denkbaren Ausführungen und viele der schönen in Bronze oder Silber ausgeführten Kunstgegenstände dar. Beweise der Erfolge, die Herr Powers mit seinen Hunden auf den bedeutendsten Ausstellungen davongetragen hatte.

Ein 25 Guinea Cup, ein silberner Pokal im Wert von circa 500 Mark (entspricht 4.000 Euro), gestiftet vom schottischen Collie Club und gewonnen von Mr. Powers‘ Ch. Barwell Beauty in Edinburgh bildete die Hauptzierde des Buffets. Man glaubte sich in eine Collie-Bildergalerie versetzt und will ich nur einige Bilder nennen, die bekannte Colliesterne darstellen. In Öl waren gemalt Ch. Barwell Pearl, Ch. Barwell Beauty und Lady Christopher; von den zahlreichen anderen Bildern will ich nur nennen Ch. Old Hall Beatrice, Barwell Pansy, Gewinner des 50 Guinea Cup, Liverpool und die 60 Guinea Trophy, Barwell Beauty, Barwell Fancy, Edgbaston Marvel, Ch. Balgreggie Hope, Ch. Rightaway, Ch. Ringleader, Ch. Charlemagne, Ch. Metchley Wonder, Ch. Peggy II, Ch. Southport Perfection, Great Gun, Edgbaston Royale, Edgbaston Premier, Ch. Moreton Coroner, etc. etc. Auch einige Photographien von deutschen Collies waren zu sehen, die Herrn Powers von ihren deutschen Besitzern zugesandt worden waren, nachdem Herr Powers diese Hunde auf den deutschen Ausstellungen hingerichtet hatte. Stolz war Herr Powers auf das vom Collie-Club herausgegebene Bild von Masterpiece, welches in schöner Umrahmung in seinem Zimmer einen Ehrenplatz einnimmt.

Kennelbesichtigung

Am nächsten Morgen, direkt nach dem Frühstück, begann die Besichtigung der Kennels. Mr. Powers hat nun deren eine ganze Menge. Vorn, hinten und meistens auch an den Seiten der verschiedenen Gebäude der Farm befinden sich Zwinger, teilweise offen, teilweise verdeckt. Da mir Mr. Powers, wie schon oben erwähnt, sagte, dass er nicht viel zu zeigen habe, da er seine besten Puppies auswärts habe, so erwartete ich keine große Anzahl zu sehen und sah in den sichtbaren Zwingern auch nur circa 10-12 Hunde und Hündinnen, was allerdings, wie sich später herausstellte, nur ein geringer Teil der auf Barwell anwesenden Hunde war.

Die Stars

Zuerst wurde wieder Masterpiece rausgelassen, der mir am Morgen in Freiheit vorgeführt, noch besser gefiel als am Abend, da er durch seine kolossale Lebhaftigkeit und Eleganz, wie ich sie noch an keinem zweiten Collie habe bewundern können, noch mehr imponierte, doch will ich mich bei diesen schon genügend beschriebenen Hund nicht länger aufhalten, denn es gab noch mehr zu sehen. Es wurde die Tür eines Stalles geöffnet und heraus sprang eine sehr schöne schwarz und weiße Hündin mit idealem Ausdruck, die mir als Champion unter den Champion-Hündinnen Barwell Beatrice ebenfalls wie Masterpiece der Prinzessin de Montglyon gehörig, vorgestellt wurde, und man kann die Prinzessin wirklich stolz auf ein so schönes Paar wie Masterpiece und Beatrice sein. Beide Tiere sind in Nummer 3 der 1900er Collie-Club Mitteilungen in Wort und Bild beschrieben, doch ist Beatrice in Wirklichkeit viel schöner als sie sich auf dem Bild präsentiert. Nachdem Masterpiece und Beatrice wieder eingesperrt worden waren, kam Barwell Brilliant an die Reihe, ein sehr schöner Hund in brillanter Behaarung mit guten Ohren und sehr nettem Kopfe; meiner Meinung nach hatte Mr. Powers aber einen sehr großen Fehler gemacht, dass er mir erst an diesem Morgen die besten Tiere zeigte und dann erst die anderen, denn nachdem man zwei solche Champions gesehen hat, können einem selbstverständlich die anderen nicht mehr so gut gefallen. Immerhin ist Brilliant, ein sehr schöner Hund, der auf unseren Ausstellungen entschieden mit zu den besten gehören würde. Nun kam noch ein Rüde an die Reihe, genannt Kenilworth Bright Boy, ein großer, kräftiger Barwell Brilliant-Sohn mit wundervoller Behaarung, sehr flach im Kopf, aber etwas zu hoch getragenen Ohren und einem Ausdruck, der mir nicht gefiel. Dieser Hund hat nach Aussage des Herrn Powers die Ohren früher richtig getragen, was auch sicher der Fall gewesen sein muss, da der Hund diverse erste Preise auf Ausstellungen wie im Crystal Palace und in Liverpool gewonnen und erst vor wenigen Wochen angefangen hat die Ohren höher und höher zu tragen, bis sie jetzt eine unerlaubte Höhe erreicht haben.

Barwell Constance

Wervolle Zuchthündinnen

Nun ging es an die Besichtigung der verschiedenen Zuchthündinnen, deren Mr. Powers eine ganze Menge besitzt. Die erste Barwell Beauty, eine Southport Perfection-Tochter aus Barwell Princess ist von Herrn Powers selbst gezüchtet, Gewinnerin von vier ersten Preisen der goldenen Medaille und des 50 Guinea Cup, als sie in Liverpool ihre Ausstellung Karriere begann. Sie gewann später noch eine Menge erste Preise und unter anderem gelangte Herr Powers durch sie in den dauernden Besitz des vom schottischen Collie Club gestiften 25 Guinea Cup in Edinburgh. Sie ist nicht mehr ganz jung, hat aber trotzdem noch einen wundervollen Kopf, famose Ohren und einen lieblichen Ausdruck.

Ihre Mutter Barwell Princess, Gewinnerin von 27 ersten Preisen, ebenfalls sable und weiß, wie die eben beschriebene Tochter, ist eine sehr schöne und gute Zuchthündin mit sehr flachem und trockenem Kopf. Eine weitere bestechende Hündin ist Barwell Queenie von Ch. Portington Bar None aus Barwell Beauty. Queenie ist die Lieblingszuchthündin von Mr. Powers, weil sie sich um seine Zucht durch ihre Nachkommen ganz besondere Verdienste erworben hat. Sie ist fast ganz sable mit wenig Abzeichen und hat einen hervorragend schönen Kopf.

Barwell May ist eine Tochter von ihr nach Masterpiece, wurde bis jetzt nur einmal und zwar in Leicester ausgestellt, wo sie nicht weniger als 4 erste Preise in stärkster Konkurrenz erhielt. Eine weitere nicht mehr ganz junge Zuchthündin ist Barwell Fancy, die ebenfalls eine Menge erste Preise auf maßgebenden Ausstellungen wie Birmingham, Liverpool und Manchester errang und die Mr. Powers einmal für 120 £ verkauft hat, sie später aber wieder zurückkaufte, weil er wusste, was für eine vorzügliche Zuchthündin sie war.

Von jüngeren Hündinnen, die teilweise schon zur Zucht eingestellt waren, teilweise auch erst dazu eingestellt werden sollen, sind noch zu erwähnen Barwell Elsie, Barwell Rosie, Barwell Constance, Barwell Ada, Barwell Edith und Barwell Susie, alles natürlich prima Hündinnen. Barwell Elsie, ebenfalls eine Queenie-Tochter war nach Masterpiece tragend, während Constance und Ada eheliche Verbindungen mit Brilliant eingegangen hatten.

Bemerkenswert schöne Köpfe

Nachdem ich sämtliche Zuchthündinnen des Herrn Powers genau beaugenscheint hatte, fand ich eine Behauptung desselben, die er mir gegenüber Magdeburg oder Dresden gemacht hatte, voll und ganz bestätigt. Herr Powers behauptete seinerzeit, dass, wenn jemand eine seiner Zuchthündinnen gesehen hätte, hätte er sie alle gesehen. Die Köpfe sämtlicher Zuchthündinnen waren vollständig gleich. Gleichviel, ob die Hündin jung oder alt war, derselbe flache trockene Kopf und derselbe schöne Ausdruck, höchstens die Augen etwas voller. Obwohl einige der Hündinnen ziemlich alt waren, hatten sie wohl einen etwas breiteren Kopf, aber immer noch denselben trockenen Kopf wie die jüngeren Hündinnen und darin wo ist wohl auch der Erfolg des Mr. Powers als Züchter zu suchen, dass er es eben versteht, zur Zucht die richtigen Tiere einzustellen, die trotz des Alters im Kopf nicht in die Breite gehen und absolut keine vorstehenden Backen bekommen.

Nach Aussage des Herrn Powers und auch des Herrn Ainscough werden Hunde, die in der Jugend einen absolut trockenen Kopf haben, also unter den Augen speziell kein überflüssiges Fleisch, auch im Alter einen verhältnismäßig schmalen Kopf behalten, während Hunde, die schon in der Jugend so viel Backe haben, sehr bald einen breiten Schädel bekommen. Die nächsten Tiere, die aus dem Zwinger gelassen wurden, waren zwei Hündinnen im Alter von 7-8 Monaten, von denen die eine, eine ziemlich schwarze Hündin mit sehr wenig gelb und weiß, eine Edgbaston Royal-Tochter aus Edgbaston Queen (von Mr. Wheeler gezüchtet) mir durch ihren idealen Kopf und brillante Ohren sowie einen netten Ausdruck ganz besonders imponierte. Auf meine Frage, ob diese Hündin zu verkaufen sei, erhielt ich die Antwort, dass diese junge Hündin bereits für die Argenteau-Kennels reserviert sei. Die andere, eine sable farbene Hündin war auch schön im Kopf und Ohren, aber wenn man eine bessere daneben gesehen hat, so ist das Urteil ein strengeres.

Eine große Schar von Junghunden

Wiederum wurde eine Stalltür geöffnet und heraus stürzten ungefähr acht junge, circa vier Monate alte Puppies, auch Masterpiece-Söhne und -Töchter, schwarze und sablefarbige. Unter diesen gefiel mir wiederum eine schwarze Hündin mit breiter weißer Krause ganz besonders, die meiner Meinung nach eine zweite Beatrice werden dürfte. Ohne meine Begeisterung über diese Hündin Herrn Powers zum Ausdruck zu bringen, frug ich gleichgültig, ob er mir diese Hündin eventuell verkaufen würde, wurde aber wiederum abschlägig beschieden, so dass ich zu der Überzeugung kam, dass ich etwas wirklich Gutes, was ich suchte, bei ihm nicht kaufen konnte, da er eben Tiere, die er selbst für vielversprechend findet, und von denen er glaubt, dass sie vielleicht einmal Champions werden könnten, nicht abgibt. Nach und nach wurde ein Stall nach dem anderen geöffnet und schließlich waren 50-60 Puppies auf dem Hof, teilweise Masterpiece, teilweise Brilliant und teilweise Nachkommen anderer berühmter Deckrüden. Ich frug noch nach dem eventuellen Preis von zwei oder drei anderen Puppies, aber immer mit demselben Erfolg. Powers stellte mir schließlich einige recht nette Puppies zur Verfügung, die er mir hätte schenken wollen, da ich aber durch meine jahrelange Beschäftigung mit der Rasse und durch meine eingehenden Unterhaltungen über die Rasse anhand von gutem Material mit berühmten Züchtern in England schließlich doch so viel gelernt habe, dass ich ein Urteil über Collies habe, so musste ich mir sagen, dass das, was mir Herr Powers anbot, durchschnittlich ein recht gutes Material war, meinen Anforderungen aber nicht genügt. Dass mein Urteil über die Puppies, ein einigermaßen richtiges gewesen sein muss, wurde dadurch bestätigt, dass Herr Powers keines der von mir ausgesuchten Puppies verkaufen wollte.

Wer nicht taugt ist tot

Trotzdem die Väter und Mütter der Puppies ausgesucht gute Tiere waren, die sich in der Zucht auch zum größten Teil gut bewährt hatten, so sah ich doch eine Menge Hunde darunter, die sehr wenig taugen und auch nicht besser waren, als der Durchschnitt in Deutschland gezüchteter Puppies. Auf meine Frage, ob Herr Powers denn alle die minderwertigen Puppies verkaufen könnte, teilte er mir mit, dass er diese fast nie verkaufe, sondern meistens töten ließe, die Annoncenspesen und Futterkoste, während der Wartezeit auf einem Käufer seien größer als die Preise, die er eventuell erzielen könnte und halte er deshalb jeden Monat einmal eine ordentliche Durchsicht und ließe die wirklich schlechten Tiere töten. Wenn unsere größeren und auch kleineren Züchter in Deutschland diesem Beispiele folgen würden, wäre es jedenfalls um die Colliezucht in Deutschland besser bestellt – erstens würden nicht so viele so genannte Collies herumlaufen und von diesen dann weiter gezüchtet werden. Und zweitens würden die Preise nicht so heruntergebracht.

Besichtigung der Ländereien

Nachdem die Besichtigung der Hunde vorbei war, ließ Herr Powers einspannen und wir fuhren zusammen 1 Stunde spazieren. Von einer kleinen Farm ging es zur anderen. Zu der Hauptfarm gehören mehrere kleine Farmen, auf welchen nur immer ein oder zwei kleine Häuser, in denen die betreffenden Beamten wohnen, denen die Beaufsichtigung der auf der Farm stehenden Viehherden obliegt. Auf den englischen Gütern ist jede Wiese von einer Hecke umgeben, respektive jede Wiese mit der nächsten Wiese nur durch eine große Pforte, ähnlich dehnen in unseren großen Wildparks, verbunden, so dass jede Herde auf einer ihr für den Tag angewiesen Wiese bleibt, ohne dass eine besondere Aufsicht nötig wäre. Wir fanden nun auf einer Wiese 20-30 Pferde, ausschließlich schweren Schlages, worunter mehrere Preisgewinner waren und ein ganz besonders schönes Preis-Fohlen. Auf einer anderen 33 Stück Ochsen, auf einer weiteren 30 Stück einjährige Kalben, wieder auf einer anderen 42 Stück Ochsen, und so weiter, so dass ich verschiedene hunderte Herrn Powers gehörige Stück Vieh (rund mindestens 75 % Rindvieh) zu sehen bekam.

Ein Champion als hervorragender Viehtreiber

Wir fuhren so ungefähr 1 Stunde lang über Felder und Wiesen, über Stock und Stein, und obwohl es schon in jeder Beziehung an und für sich interessant war, hatten wir über dies so wundervolles Wetter, dass ich diese schönen Stunden nie vergessen werde. Am Nachmittag wurde wieder eingespannt und in einer zweistündigen Fahrt die weitere Umgebung Barwells, in der Mr. Powers auch eine Menge Farmen besitzt, in Augenschein genommen. Sowohl Vormittag als Nachmittag begleiteten uns auf der Fahrt nur zwei Hunde und hatte Mr. Powers dazu die beiden besten erwählt, Masterpiece und Beatrice, die als Lieblingshund ihn meist begleiteten. Es war eine herrliches Gefühl zwei solche Champions um sich zu haben. Interessant war es auch zu sehen, wie schneidig sich diese beiden Tiere beim Anblick der Herden benahmen. Masterpiece ganz speziell trieb eine Herde Ochsen, die von einer Wiese durch eine Pforte über die Straße nach einem kleinen Teich zur Tränke getrieben werden sollten, in der denkbar kürzesten Teil zusammen und ging den Tieren scharf an die Beine.

Gegen Abend nach dem Haus des Herrn Powers zurückgekehrt, haben wir im Kreise seiner Familie noch eine sehr nette Teestunde verlebt, bei der der kleine fünfjährige Master Powers durch Übermut, Schlagfertigkeit und Urwüchsigkeit nicht wenig zum Amüsement der Gesellschaft beitrug. Dann musste ich leider Abschied nehmen von meinen liebenswürdigen Gastgebern, um nach Manchester weiter zu fahren. Ich kann nur nochmals konstatieren, dass ich durch das Gesehene außerordentlich befriedigt war und stets gerne an die auf Barwell verlebten Stunden zurückdenken werde. 

Chemnitz im Oktober 1900