Hundeausstellungen sind nicht nur ein Schönheitswettbewerb und Hobby, sondern vor allem ein Schaufenster der Zucht. Züchter ist kein geschützter Begriff und jeder, der Hunde vermehrt, ist ein Züchter. Und jeder verfolgt ein anderes Zuchtziel – von rein kommerziellen Interessen bis hin zum Schönheitssieger der nächsten Saison. Idealerweise ist das Ziel eines Rassehundezüchters 

zu züchten.

Wir haben uns für diese Rasse entschieden, weil sie uns gefällt. Gesunde und alltagstaugliche Hunde gibt es überall – aber wir wollten einen Collie, nicht zuletzt, weil wir ihn schön finden. Angenehmes Wesen und Gesundheit setzen wir voraus.

Idealbild – der Rassestandard

Da jeder Hund für jeden der schönste ist, braucht man ein neutrales Idealbild, anhand dessen das Aussehen der Rasse Collie bemessen wird. Das ist der Rassestandard. Er beschreibt, wie ein Collie auszusehen hat und welches Wesen man erwartet. Ein Züchter sollte bemüht sein, diesem Standard möglichst nahe zu kommen. Fachleute werden ausgebildet, um die Beurteilung eines Hundes anhand des Standards vorzunehmen – und das geschieht auf Ausstellungen. Richter kommen meistens aus der Rasse und sind/waren Züchter. Allgemeinrichter (sog. Allrounder) dürfen viele Rassen richten, so dass hier meist Richter tätig werden, die keine Beziehung zur Rasse Collie haben. Beides hat Vor- und Nachteile, deshalb haben beide ihre Berechtigung.

Ausstellungsrichter sind Menschen. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen, wie sie den Standard interpretieren und welchen Mängeln und Vorzügen sie Vorrang einräumen. Daher können die Beurteilungen eines Hundes sehr unterschiedlich ausfallen. Die Zukunft wird sein, dass ein Hund von einem Roboter eingescannt und von AI gegen den Standard abgeglichen wird, der gleich den ideale Zuchtpartner ausspuckt. Bis dahin müssen wir uns mit Menschen mit all ihren Eigenarten begnügen. Sprechen Sie mit Ihrem Züchter, der meist die Richter und deren Vorlieben kennt. Man kann sich, sollte er Collies züchten, anschauen wie seine Hunde aussehen. Passt meiner in sein Bild oder nicht? Die Rassehundezucht allgemein leidet unter Richtern, die ihre eigenen Vorstellungen ungeachtet des Standards umsetzen, was zu den unerfreulichen Extremen führt, die heute der Rassehundezucht so schaden. Auch der Collie hat sich in den letzten Jahrzehnten extrem verändert. Manche Richter bevorzugen klar einen ganz bestimmten Typ, nicht selten ungeachtet anatomischer Mängel. Entspricht der eigene Collie nicht diesem Typ, sollte man solche Richter meiden. 

Warum aber sollen wir unseren Hund und uns dem ganzen Theater aussetzen?

Wir haben uns für einen Rassehund entschieden und wollen vielleicht auch nach diesem einen nächsten Collie haben. Wenn wir nur „konsumieren“, ist das das Ende einer Rasse. Letztlich bleiben nur ein paar wenige Züchter, auf die wir beim Kauf unseres nächsten Welpen angewiesen sind. Der Genpool der Rasse verarmt, weil 99 % aller geborenen Hunde nicht in die Zucht gelangt. 

Wir haben also, wenn wir uns einer Rasse verschreiben, auch eine gewisse Verantwortung. Der Züchter erfährt nur auf diese Weise, was außerhalb seiner eigenen Zucht in der Rasse passiert, welche Rüden gut vererben, welche man besser nicht in Betracht zieht. Da helfen auch keine geschönten Bildchen im Internet. Deshalb ist es wichtig, dass Rassehunde ausgestellt werden.

Außerdem ist es ein soziales Event. Man trifft nette Gleichgesinnte und macht sich einen schönen Tag. Vorzugsweise beginnt man mit Clubschauen – sie sind ruhig, gemütlich und letztlich billiger. Man ist unter sich und kann Erfahrungen austauschen. Und wer weiß, vielleicht wird ein Hobby daraus und Sie machen sich europaweit auf die Jagd nach Championtiteln – oder noch besser – Sie züchten Ihren nächsten Ausstellungshund selbst!

Wie schön ist schön?

Wir sehen natürlich nur unseren Hund, und zweifelsohne ist er schön, aber gerade bei einem so üppig behaarten Hund wie dem Collie bedarf es einiger Sachkunde, um ihn zu beurteilen. Schön ist er alle Male, aber ist er auch anatomisch korrekt? Die Anatomie ist die Grundlage der Gesundheit des Hundes. Wir alle wissen, was es heißt, wenn mit dem Knochengerüst etwas nicht stimmt! Das sind Schmerzen, man passt sich an bestimmte Bewegungen an, meidet gewisse Dinge. In der Muskulatur findet der gesamte Stoffwechsel statt, für sie müssen wir uns bewegen, bewegen, bewegen. Wenn ein Collie mit sieben Jahren anfängt sich zu schonen, dann ist etwas faul. Und das ist der Knochenbau. Deshalb muss dem Gebäude oberste Aufmerksamkeit geschenkt werden. Leider ist das beim Collie eine Schwachstelle, da die Richter und Züchter viel zu oft nur auf „Typ“ (darunter verstehen sie meist Kopf und Ausdruck) gehen und dabei das Wichtigste übersehen, weil es schwierig zu erkennen und zu züchten ist.

Um einen Hund gut beurteilen zu können, sollte er sich in der kurzen Zeit, die einen Richter zur Verfügung steht, optimal präsentieren, ungeschicktes Vorführen kann den Hund schlechter erscheinen lassen als er ist, geschicktes Vorführen kleinere Mängel weniger stark hervortreten lassen. 

Hundeausstellungen sind kostspielig und aufwändig – man sollte daher seinen Hund und sich sorgfältig auf dieses Ereignis vorbereiten. Betrachten Sie es wie einen Sport – niemals würde man unvorbereitet in irgendeinen Wettkampf gehen… Hund und Mensch müssen gepflegt und konzentriert bei der Sache sein. Fit und in der Lage, die kurzen Runden im Ring freudig und mühelos zu laufen. Wissen Sie und Ihr Hund, was zu tun ist, sind Sie und Ihr Hund entspannt – und das ist schon die halbe Miete!

Der Richterbericht

In Deutschland bekommt man eine schriftliche Beurteilung vom Richter. Leider sind sie gehalten ihn eher positiv zu gestalten. Früher konnte man anhand der Berichte lernen, weil Fehler und Vorzüge angesprochen wurden, womit man sich dann, den Standard in der Hand, auseinandersetzen konnte. Gerne gab der Richter Auskunft, wenn man höflich darum bat. Es ist jedoch für einen selbst wichtig, die Vorzüge und Schwachstellen zu kennen, der Besitzer des Hundes muss sein kritischster Richter sein. Doch das muss man lernen. 

Heute haben die Berichte oft wenig Aussagekraft und können von Richter zu Richter von einem Tag auf den anderen sehr unterschiedlich ausfallen. Egal wie – das Richterurteil muss man akzeptieren und dankend annehmen. Nach den Regularien einer Hundeschau ist öffentliche Kritik nicht erlaubt. Bei Formfehlern kann Einspruch erhoben werden. 

Hier geht es weiter:

Welche Ausstellungen gibt es?

Wo finde ich sie?

Was muss ich mitnehmen?

Das richtige Vorführen – Ringtraining