
Die Deutsche Demokratische Republik – DDR – ist seit 35 Jahren Historie. Sie wurde nur 40 Jahre alt, aber sie ist ein Teil unserer Geschichte, die nicht vergessen werden sollte.
Ingo Dahne, der in eine collieverliebte Familie geboren wurde, hat die DDR mit Collies von Kindesbeinen an erlebt. Er war aktiv in Hundesport und Vereinsleben und hat in kleinem Rahmen gezüchtet. Er kennt alle Aspekte der Collie Zucht in der DDR wie kaum noch jemand heute. Er hat in mühevoller Kleinarbeit recherchiert, Dokumente und historische Daten zusammengetragen, die uns einen wunderbaren Einblick verschaffen. Das Ganze hielt er als Vortrag anlässlich des Treffens der International Collie Conference und Welthundeausstellung 2017 in Leipzig.
Das Beitragsfoto zeigt DDR-Sieger 1964/1965 Noel aus dem Hexenhaus geb. 10.10.1962 (Ch. Kinreen Dashinggold of Dunsinane-Leda aus dem Hexenhaus) Z: Uda John Foto: Kreibig
Das Leben mit Collies in der DDR
Von Ingo Dahne, Collies aus dem Orankegarten
Vereinsorganisation
Nach der DDR-Gründung 1949 gründeten sich Spezialzuchtgemeinschaften (SZG), unter anderem auch die SZG Collie-Sheltie-Bobtail. Sie waren der Dachorganisation „Verband der gegenseitigen Bauernhilfe“ untergeordnet. Ab 1952 wurden sie dem „Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ (VKSK) unterstellt. Ab dem 7.10.1952 wurden die Gebrauchshunderassen, so auch der Collie, von der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) in der Sektion Dienst- und Gebrauchshunde (SDG) betreut diese Sektionen widmete sich dem Motorsport, Tauchen, Fallschirmspringen, schießen und vielem anderen mehr bis hin zum Pferdesport, den Sporttauchern und eben dem Hundesport.

Die GST war verantwortlich für die vormilitärische Ausbildung der Jugendlichen in der Lehrzeit. Jungen und Mädchen wurden meist in Zeltlagern auf die Verteidigung der DDR vorbereitet. Man lernte Marschieren und den Umgang mit dem Luftgewehr. Im Oktober 1961 wurden die Tiersportarten aus der GSD ausgegliedert. Die Sektion Dienst- und Gebrauchshunde (SDG) wurde selbstständig. Von da an gab es in der DDR drei Säulen im Hundewesen:
- den „Verband für Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ für alle Rassen außer Jagdhunden und Gebrauchshunden.
- die oberste Jagdbehörde für die Jagdhunde
- die SDG für die Dienst-und Gebrauchshunde
Von der von der SDG betreuten Rassen:
Airedale und Welsh Terrier
Collie, Sheltie, Bobtail
Dalmatiner
Deutscher Boxer
Deutsche Dogge
Deutscher Schäferhund
Dobermann
Neufundländer und Landseer
Riesenschnauzer
Rottweiler
Die DSG gegliederte sich von oben nach unten
- Vorstand der DDR
- Bezirksleitung
- Kreisleitung
Die eigentliche Vereinsarbeit, Versammlungen mit Vorträgen und die Ausbildung der Hunde, fand in den Grundorganisationen (GO) statt.
Die GOs waren keine eingetragenen Vereine und somit nicht juristisch selbstständig, waren jedoch finanziell unabhängig. Der Mitgliedsbeitrag war von der SDG vorgeschrieben. Es wurden vom Beitrag Anteile an die SDG und an die SZGs abgeführt.
Bis in die 1970er Jahre gab es GOs, in denen überwiegend Collies geführt worden, so u.a. Warnemünde, Berlin, Rüdersdorf, Bad Düben, Vetschau, Leipzig und Niederwiesa.
Zur SZG-Leitung gehörten
Erster Vorsitzender, später Obmann
Stellvertreter
Hauptzuchtwart
Zuchtrichter-Obmann
Kassenstelle bzw. später Verantwortlicher für Finanzen
1949 wurde in Berlin der Collie-Club e.V. gegründet, unter der SDG wurde er als GO Collie- Sheltie-Bobtail Berlin weitergeführt. Auf Erlass der SDG musste Mitte der Siebzigerjahre die Rassebezeichnung entfallen. Aus der GO Collie-Sheltie-Bobtail wurde die GO Fortuna, die alle Rassen der SDG aufnehmen musste. Die Mitglieder erklärten, welcher SZG sie zugehörig sein wollten.

Das Ausstellungswesen
In der DDR gab es keine Ausstellungen für alle Hunderassen unter einer Schirmherrschaft, da es die drei Säulen im Hundewesen gab. Da die DDR nicht in der FCI vertreten war, gab es auch keine Championtitel. Die Krönung für die Collies war der DDR-Siegertitel der SDG.
Der wurde jedoch nur in der Gebrauchshundeklasse vergeben. Die DDR-Siegerausstellung wurde seit Anfang der 1960er Jahre jährlich auf dem AGRA-Gelände in Leipzig-Markkleeberg durchgeführt.
Erst ab Mitte der Sechzigerjahre führte die SDG neben der DDR-Siegerausstellung auch Bezirksausstellungen durch. Bis dahin gab es Spezialausstellungen für Collie -Sheltie-Bobtail von der GO der SZG Collie-Sheltie-Bobtail. Die erste Schau für Collies fand 1954 in Berlin statt. Seit dieser Zeit wird der Gottfried-Jansen-Pokal für den ersten Berliner Collie-Züchter vergeben.
Bis Anfang der Siebzigerjahre gab es nur drei Klassen:
Jugendklasse
Offene Klasse
Gebrauchshundeklasse
Oft standen 20 und mehr Hunde im Ring. Damals konnte man einen Hund in mehreren Klassen melden.
Danach gab es eine neue Klasseneinteilung:
Nachwuchsklasse 9-12 Monate
Jugendklasse 12-18 Monate
Junghundklasse 18-24 Monate
Altersklasse über 24 Monate
Gebrauchshundeklasse mit Abrichtekennzeichen
Der Weg zur Ausstellung
In den sechziger Jahren hatte kaum jemand ein Auto, die Einkünfte waren bescheiden und Autos teuer. Ab Mitte der Siebzigerjahre ging es den DDR-Bürgern wirtschaftlich besser. Für den Kauf eines neuen Autos musste man sich anmelden, jedoch betrug die Wartezeit 10-12 Jahre. Die Berliner Colliefreunde fanden andere Möglichkeiten. 1965 und 1966 charterten sie eine LKW und fuhren mit circa 20 Hunden und Besitzern auf der Landstraße nach Warnemünde, die Autobahn nach Rostock gab es noch nicht. Für die Ausstellung nach Vetschau im Spreewald 1966 wurde ein Abteil bei der Bahn als Reisegruppe reserviert.
Auf der Ausstellung
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. im LKW anreiste, hatte kein Zelt wie heute üblich dabei, maximal einen Regenschirm. Wenn es regnete wurden alle nass, die Hunde, die Besitzer und auch die Richter. Im Ring gab es keinen Regenschutz. Wetterfeste Kleidung war gefragt, denn man hatte nichts zum Wechseln dabei.
Beim Vorstellen war Laufen angesagt. Anfangs wurden wie heute 2-3 Runden gelaufen. Dann ging es zur Einzelpräsentation beim Richter, der Notizen in sein Richterbuch machte. Nachdem alle Hunde beim Richter vorgestellt waren wurde so lange im Kreis gelaufen, bis der Richter alle Hunde von Platz 1 bis zum letzten Platz durch sortiert hatte. 10-15 Runden waren da schon mal angesagt. Stand die Platzierung fest, wurde im Ring jeder Hund der Reihe nach besprochen. Es wurden die Vorzüge und Mängel erklärt und begründet, warum der Hund den Vorzug beziehungsweise das Nachsehen gegenüber seinen Konkurrenten hatte. Es gab keine schriftlichen Beurteilungen, außer in den Jahren zwischen 1972 und 78. Danach wurden sie wieder abgeschafft. Für das Ausstellungsjahr 78 erschien ein Heftchen mit Richterberichten von elf Ausstellungen. Darin findet sich auch eine Auswertung der mit vorzüglich bewerteten Hunde.
Die Platzierung wurde auf eine Urkunde eingetragen. Da wie gesagt, bis zum letzten Hund platziert wurde, konnte da schon mal ein SG7 oder V5 stehen. Die Bewertung „vorzüglich“ wurde jedoch sehr selten vergeben, in der Jugendklasse gar nicht. Auf der DDR-Siegerausstellung, wo die Spitzenhunde der DDR ausgestellt wurden, hat man das jedoch gewürdigt und bis zu V6 platziert.
Zucht
Die Zucht in der DDR wurde durch den Hauptzuchtwart, Frau Margot Berger, Collies vom Haus Marwei, die schon vor dem 2. Weltkrieg züchtete, maßgeblich gesteuert. Die Züchter reichten vor der Verpaarung ihrer Hündin drei Deckrüden-Vorschläge beim Hauptzuchtwart ein, der die Auswahl bestätigte oder Rüden strich und Empfehlungen für andere Rüden aussprach. Ab den 1970er Jahren bis zur Einführung der Wertmessziffern (WMZ) 1977 übernahmen die Bezirkzuchtwarte diese Beratungsfunktion. Nach Einführung der WMZ wurde in der Zuchtordnung festgelegt, welche Verpaarungen anhand der WMZ ausgeschlossen sind. Der Züchter hatte somit freie Auswahl unter den Deckrüden.

Zur Verbesserung der Zucht wurden ab 78 Nachzuchtbeurteilungen (NZB) eingeführt. Beim Verkauf des Welpen gab es keine Ahnentafel, die gab es erst, nachdem der Hund zur NZB vorgestellt wurde. Somit wurden oft ganze Würfe vorgestellt. Diese Hunde erhielten eine Wertmessziffer.
Ausgewertet wurde nach Formwertnoten und Fehler der vorgestellten Hunde, zugeordnet den Deckrüden. Die Auswertung der NZB wurde im Zuchtbuch veröffentlicht. Dadurch hatte der Züchter einen guten Überblick über das vorhandene Zuchtmaterial hinsichtlich der Erbanlagen.
Zuchttauglichkeitsprüfungen (ZTP)
Die ZTP waren gesonderte Veranstaltungen. NZB und ZTP wurden oftmals gemeinsam durchgeführt. Die Zuchtzulassung galt bis zur Einführung der WMZ für das gesamte Zuchtalter, das für Rüden und Hündinnen auf acht Jahre beschränkt war. Die Hündin durfte im Kalender ja einen Wurf haben, aber nur sechs Welpen aufziehen.
Mit Einführung der WMZ galt die Zuchtzulassung nur für drei Jahre. Der Hund musste rechtzeitig wieder zur ZTP vorgestellt werden. So musste ich meinen siebenjährigen Rüden noch einmal für elf Monate zur Zucht zulassen. Insgesamt wurde er dreimal vorgestellt.
Die Hunde wurden mit Körmaß und flexiblem Bandmaß vermessen. Körpergröße an Widerrist und Kruppe, Körperlänge, Brusttiefe, Brustumfang, Kopflänge vom Nasenspiegel bis zum Hinterhauptbein und die Länge vom Nasenspiegel bis zum Stopp. Für die Wesensbeurteilung wurde von den Hunden Schutzdienst verlangt. Zur Überprüfung der Schärfe musste der Hund eine 60 m lange Flucht des Scheintäters durch Beißen aufhalten. Beim Härtetest musste der abgeleinte Hund einen Angriff des Scheintäters durch Beißen abwehren, dabei erhielt der Hund einen Stockschlag.
Mithilfe der WMZ wurden die Hunde mit feststehenden Formulierungen beschrieben. Die Ziffer 5 steht für den korrekten Standard und ist somit das Ideal. Die Abweichung nach links oder rechts beschreibt die Mängel.
WMZ gab es auch bei anderen Rassen, doch bei diesen gab es für den Kopf nur eine Ziffer, um jedoch den Ausdruck des Collies zu beschreiben wurden drei Ziffern für die Beschreibung von Kopf, Auge und Ohr in Klammern gesetzt.
Das Leben mit dem Hund
Öffentlichkeit
In der DDR gab es keine Leinenzwang in Städten und Gemeinden, man konnte den Hund in den Straßen, auf Plätzen und in Parkanlagen frei laufen lassen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln bestand jedoch Leinen-und Beißkorbpflicht. In S- und U-Bahnen gab es gesondert gekennzeichnete Abteile für Hunde, in denen auch Fahrräder mitgeführt wurden. In Bussen und Straßenbahnen gab es für Hunde gesonderte Einstiege am Ende des Verkehrsmittels.
Hundesteuer
Da die Collies zu den Dienst- und Gebrauchshunden zählten, gab es für aktive Mitglieder auf dem Hundeplatz von der SDG eine Bescheinigung, mit der man 50 % Steuerermäßigung erhielt.
Futter
Bis in die 1980er Jahre gab es für Hunde kein industriell gefertigtes Hundefutter. Auf Schlachthöfen und Abdeckereien konnte man Frischfleisch erwerben. In Berlin gab es auch einige Händler für Hundefutter. Problematisch war die Aufbewahrung, Gefriertruhen gab es in den 1960er und 70er Jahren noch nicht, im Kühlschrank konnte man das Fleisch auch nicht lange liegen lassen. Also musste man jede Woche neues Futter kaufen.
Ab Anfang der 1980er Jahre gab es das Dosenfutter „Goldy“, das erbärmlich stank. Zu der Zeit kam auch das erste Trockenfutter, so genannte Pellets, auf den Markt, aber diese waren minderwertig. Über die Vereine war es möglich, Futterflocken (Haferflocken) Sackweise zu bestellen, was für Halter mehrerer Hunde und Züchter vorteilhaft war. Die erforderlichen Vitamin- und Mineralstoffmischungen Mikostin und Afaronm erhielt man bei der bäuerlichen Handelsgenossenschaft. Heute werden diese Artikel in Raiffeisen-Geschäften und bei Futterhändlern für Nutztiere noch immer angeboten.
Den Bericht mit zahlreichen Fotos von den Anfängen der DDR bis in die Gegenwart lesen Sie in Heft 162 der Collie Revue. Diese letzte Ausgabe umfasst 230 Seiten, A4, vollfarbig mit vielseitig interessanten Beiträgen rund um den Collie. Es sind noch einige Exemplare zum Preis von 5 Euro plus Porto erhältlich. Schreiben Sie an infohund.kraemer@t-online.de
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Den Bericht mit zahlreichen Fotos aus den Anfängen der DDR bis in die Gegenwart lesen Sie in Heft 162 der Collie Revue. Diese letzte Ausgabe umfasst 230 Seiten, A4, vollfarbig mit vielseitig interessanten Beiträgen rund um den Collie. Es sind noch einige Exemplare zum Preis von 10 Euro plus Porto erhältlich. Schreiben Sie an infohund.kraemer@t-online.de
Erinnerungen an die DDR
Von Eva-Maria Krämer
Die Bundesrepublik und DDR wurden 1949 gegründet. Während in Westdeutschland die demokratischen Nationen einzogen und ihre Strukturen umsetzten, übernahm in der russisch besetzten Zone, der so genannten Ostzone, der Kommunismus das Ruder.
In der DDR wurde insbesondere die Bundesrepublik als Klassenfeind Nummer 1 betrachtet. Jegliche Verbindung mit den Westen war unerwünscht und wurde misstrauisch beäugt und überwacht. Da meine Eltern noch vor DDR-Gründung „in den Westen“ zogen durften wir in der DDR Verwandte besuchen und ich einen Teil meiner Kindheit und später die Sommerferien dort verbringen. Die Einreise war mit großem Aufwand verbunden, musste beantragt werden, und es war immer gut, wenn man sich mit den Beamten gutstand und man sich kannte. Der Besuch meines Mannes wurde abgelehnt, da er noch studierte und auf der Familienfeier ein Offizier der Volksarmee anwesend sein sollte. Diesen war Westkontakt strengstens verboten. Wir durften mit dem Auto einreisen, wurden aber strengstens kontrolliert. Wir durften nur zum Ziel fahren. Als Kind bin ich ganz alleine noch vor der Mauer mit der Bahn in die Ferien zu meinen Verwandten gefahren. Das ging alles reibungslos und ich bewundere heute den Mut meiner Eltern, Kind mit Zettel um den Hals los zu schicken. Mein erster Weg war zum Bahnhofskiosk, um die Zeitschrift DER HUND zu kaufen. Somit bekam ich damals schon einen Einblick ins Hundegeschehen und die Collies.
Collie Revue in der DDR
Zeitschriften wie die Collie Revue gab es natürlich nicht, und die Einfuhr war strengstens verboten. Findige DDR-Züchter ließen sie über die Tschechei in einzelnen Seiten per Brief schicken. Die Züchter trafen sich, setzten sie wieder zusammen und verschlangen die Informationen und Bilder. Nach der Wende war man dort bestens vertraut mit den hiesigen Züchtern. Ziemlich zu Anfang Ende der 1970er Jahre reisten wir in die DDR und ich nahm einen Packen Hefte mit, da ich wusste, wie sehr sie geschätzt wurde. An der Grenze meldete ich sie vorsichtshalber an, hatte ich doch viel zu viel Angst des Schmuggels überführt zu werden. „Nun kommen Sie mal mit“, hieß es, und ich saß dann im Grenzgebäude. Sämtliche Beamten und hohe Offiziere wurden hinzugezogen, alle blätterten in der Collie Revue herum. Glücklicherweise sah sie noch sehr „selbstgemacht“ aus und hatte keine Werbung, jedenfalls nichts was westlichen Luxus betraf. Ich sagte auch sofort, wenn sie nur die geringsten Zweifel hegten, sollten sie die Hefte vernichten. Aber auch das wäre nicht so einfach gegangen. Jedenfalls durfte ich nach langem Hin und Her, Telefonaten usw. mit meinen Heften abziehen mit dem Hinweis, sie bitte nie wieder mitzubringen.
Hundeausstellungen zu besuchen war unmöglich. Nicht einmal als Zuschauer, wenn man für den Ort keine Aufenthaltsgenehmigung hatte. Ob man überhaupt mit Hund in die DDR einreisen konnte, weiß ich nicht. Hunde in die DDR aus dem Westen zu importieren, war schwierig, nur vereinzelt über Beziehungen möglich und wurde später ganz verboten. Auch Deckakte über die Grenze waren nicht erlaubt, wenn auch einer mit vielen Tricks zustande kam.
Kontaktschwierigkeiten
Leider, und das bedauere ich heute sehr, habe ich es damals nicht gewagt mit DDR-Züchtern in engeren Kontakt zu treten. Ich bekam immer wieder einmal Briefe mit Fotos, aber eine echte Korrespondenz ließ ich zum Schutz der Menschen nicht aufkommen, da Westpost kontrolliert wurde. Auch nach der Wende schaffte ich es zunächst nicht, denn es war schon schwierig überhaupt an Adressen zu kommen.
Reise zu ehemaligen DDR-Züchtern
Erst zehn Jahre nach der Wende bereiste ich mit Heidrun Holzapfel die neuen Bundesländer und suchte nach Züchtern, die noch altes DDR-Blut führten. Es war eine wundervolle Reise mit schönen Eindrücken. Die Gastfreundschaft war groß, die Hunde beeindruckend und es tat mir damals sehr leid, dass nur noch vereinzelt DDR -Collies anzutreffen waren. Die Mehrheit der Züchter hatte sich ganz den westlichen Linien zugewandt, um rasch Anschluss zu finden, was ihnen auch gelang. Am beeindruckendsten war für mich, dass man es hier mit Züchtern zu tun hatte, mit denen man interessante Gespräche führen konnte, die nicht über andere Sprachen, die nicht den Ausstellungsort an oberste Stelle stellten, sondern sehr gut informierte Fachleute in Sachen Zucht waren, die genau ihre Hunde einschätzen und wussten, was sie taten. Das kam nicht von ungefähr, denn in der DDR wurde an Hunden wissenschaftlich geforscht und über die Organisationen referierten Fachleute zu allen wichtigen Themen, man konnte sich dort praktisch auf Staatskosten weiterbilden. Die Hundezucht wurde gefördert. Man hatte es gerne, wenn sich die Menschen einem nicht politischen Hobby widmeten. Ich bekam einen kompletten Satz von DER HUND geschenkt und habe mich sehr gewundert, was es alles an wissenschaftlichen Arbeiten über Zucht, Verhalten, Krankheiten usw. zu lesen gab, an die im Westen noch kein Mensch dachte, ja es nicht einmal eine Publikation für sowas gab. Man war uns in der DDR in dieser Hinsicht Um Jahrzehnte voraus. Auch die Wertmessziffern und die Nachzuchtbeurteilungen sind wertvolle Instrumente der Rassehundezucht, die uns heute fehlen. Leider machte man es auch den gut ausgebildeten Richtern schwer, die anders als bei anderen Rassezuchtvereinen vom Club für Britische Hütehunde nicht übernommen wurden, sondern eine komplette Ausbildung absolvieren musste. Rückblickend muss ich sagen, wäre die Entwicklung der Rasse möglicherweise anders verlaufen, wären diese kynologisch bestens geschulten Richter übernommen worden. Wahrscheinlich hatte man gerade das befürchtet…
English Translation by Joanne Kirisits
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