
Collie Revue Nr. 23 vom März 1983
Die ganz alten Hefte in Händen zu halten erfüllt mich mit Wehmut… und ich fasse es nicht, was wir – Regine Clermont und ich – damals auf die Beine gestellt haben.

Selbst in bescheidener Aufmachung, auf der Maschine getippt, die Fotos selbst berechnet, mit Letraset die Überschriften gestaltet. Um die Druckkosten zu senken musste alles komplett fertig sein um nur noch quasi abfotografiert und im „modernen“ Offsetverfahren gedruckt zu werden. Es wurde ein Negativ pro Seite erstellt, das dann die Druckvorlage ergab. An Farbe war gar nicht zu denken, der einzige Luxus war ein farbig gestaltetes Titelblatt, jeweils in der Farbe, die der Drucker gerade in Betrieb hatte. Meckern über technische Mängel gab es gar nicht, wir waren heilfroh überhaupt eine kleine Druckerei vor Ort gefunden zu haben, die das ganze mehr oder weniger auch als Hobby betrachtete und halt so druckte, wie die Maschinen eingestellt waren. Aber wir waren der Meinung der Inhalt zählt und nicht die Aufmachung. Und wie es scheint, haben unsere Abonnenten das genau so gesehen.

Wahnsinnige Hintergrundarbeit
Niemand kann sich vorstellen, welche Hintergrundarbeit erforderlich war. Für die Recherchen in die Ursprünge der Rasse kaufte ich – damals noch begehrte Sammlerstücke und viel teurer als heute – Bücher aus dem 19. Jhr. Ich abonnierte teure Zeitschriften aus England und den USA, um immer auf neuestem Stand zu sein. Ich erbat unzählige Genehmigungen etwas übersetzen zu dürfen. Alle Korrespondenzen gingen natürlich per Brief und dauerten ewig. Aber irgendwie hatten wir immer zu wenig Seiten… es gelang uns Colliefreunde aus aller Welt zu animieren ihre Erfahrungen und Kenntnisse weiterzugeben, und jeder machte mit.
Alles ohne Internet
Existenziell waren natürlich die Züchteranzeigen, nicht nur finanziell gesehen, sondern auch als Schaufenster der aktuellen Zucht – unser Facebook sozusagen. Bedenken Sie, es gab noch kein Internet, jedenfalls nicht für Leute wie uns, keine Email, kein Scannen von Fotos. Abfotografieren war auch keine Option, das konnte man nur für viel Geld machen lassen. Also gingen alle anvertrauten Bilder wieder zurück. Den Ruf mussten wir auch wahren, sonst wäre nichts mehr gekommen. Selbstverständlich brauchten wir alle Ausstellungsergebnisse, aber es waren ja nicht so viele, und zu den Titelschauen fuhr man hin, um persönlich zu berichten. Dabei habe ich nicht mit meiner Meinung hinter dem Berg gehalten und war am Ring von manchen Richtern und Ausstellern regelrecht gefürchtet, das amüsiert mich heute noch und wäre mal eine nette Geschichte für sich. Richterentscheidungen haben mich nur wütend gemacht, wenn wesensschwache Hunde auf den Spitzenplätzen standen.
Auch dieses kleine A5 Heftchen vom März 1983 mit 75 Seiten bot eine Fülle an Informationen:
Yorkshire Collie Club Championshipshow November 82
Maria Teresa Garabelli, Cambiano, berichtet über diese Show. neben der Crufts und der British Collie die bedeutendste, war doch Yorkshire das Herz der Colliezucht. Man lese und staune: „… eine Enttäuschung 178 Hunde gemeldet, davon 78 Rüden und kein Champion“ – offenbar hatte sie viel mehr Hunde erwartet, und die Champions waren ja als Deckrüden genutzt wertvoll, deretwegen fuhr man hin, um die wichtigen Vererber zu sehen. Sie schreibt: „Viele hübsche Junghunde… schwer zu sagen, welches die neuen guten Vererber sind, denn zu wenige Züchter waren vertreten. Sie schreibt weiter: … an diesem Tag der hervorstechendste Fehler die entsetzliche Rutenhaltung war!“
Englisch-deutsches Wörterbuch der Hundefachsprache
Sehr populär und mehrmals wiederholt – dieses von mir zusammengestellte Wörterbuch, das vor allem für die Übersetzer auf Ausstellungen sehr hilfreich war.
Züchterinterviews
Mein Bestreben war es stets, Namen zum Leben zu erwecken, und Züchterporträts waren einer der wichtigsten Bestandteile der Collie Revue. Diesmal mit Tonny und Martien den Otter – sehr liebenswerte Menschen, die nur wenige Hunde hielten und schöne Collies of the Cleveland Hills züchteten – Tonny machte zudem hervorragende Fotos. Wenn ich an Schijndel vorbeifahre, kostet es mich immer ein paar Tränchen… nie vergesse ich die Gesichter meiner Kollegen – ja ich war voll berufstätig – als ich mich verabschiedete: „Ich fahre jetzt mit Klaus zum Decken!“ Er hatte mich am Arbeitsplatz abgeholt auf dem Weg nach Schijndel zu Lansingh’s Super Stranger.
Weitere Beiträge waren: Rechte und Pflichten des Deckrüdenbesitzers, Glückwünsche zu großen Geburtstagen, Zwingergeschichten, Buchbesprechungen, Auswertungen der Ausstellungserfolge usw.
Starparade
Das Facebook von damals… hier konnte man seinen Hund mit einem kleinen Foto mit seinen aktuellen Erfolgen veröffentlichen.
Hüftgelenksdysplasie
14 Seiten füllte eine Dokumentation zur HD, offenbar bestand noch keine Röntgenpflicht und ich fand es wichtig, auf die Problematik, die beim Collie noch keine zu sein schien, hinzuweisen. Ich habe es immer gut verstanden mich populär zu machen! Es wurde mir sogar von Clubfunktionären vorgeworfen, solche Dinge aufzubringen, um meine Auflage zu erhöhen… Der 1. Teil stammte von EFFEM, der 2. von Dr. Sharon Vanderlip, Rainshade Collies, und der 3. von Dr. Joe W. Haines, jr., USA, der für den Collie Club of America forschte. Er geht besonders auf Ernährung und Stressfaktoren ein und ist sicher heute noch lesenswert.
Hella Haß – unsere Prophetin
Hella Haß besaß Collies englischer und amerikanischer Herkunft, war eine gute Freundin von Regine und eine begabte Zeichnerin, die die Zeitschrift witzig und doch so treffend auflockerte. Aktueller denn je diese Seite:

Leider ist dieses Heft vergriffen. Herausgeberin Eva-Maria Krämer