Westcarrs – meine Liebe zu Blue merle von Clare Molony

Westcarrs Blue Mandarin geboren 1932

Ein besonderes Fundstück in meinen alten Ordnern war der handschriftliche Bericht, den mir Ende der 1969er Jahre Clare Molony schickte. Das ist doch etwas anderes als eine E-Mail! Schade, dass es kein Archiv gibt, wo so etwas dauerhaft gesammelt wird. 

Clare Molony habe ich bei meinen ersten Cruftsbesuchen in den 1960er Jahren erlebt, aber niemals hätte ich es gewagt sie anzusprechen. Diese „Großen“ der Colliewelt waren umlagert oder studierten am Ring sitzend die Hunde anhand des Kataloges. Doch auf meine Bitte hin über ihr Collieleben zu schreiben, hat sie freundlicherweise geantwortet. 

Westcarrs Blue Mandarin geboren 1932

Clare Molony war eine Ikone, die schon vor dem Krieg Collies züchtete, berühmt für ihre Blue merles. Man darf sagen, dass ohne sie der Merlefaktor womöglich verschwunden wäre. Als dominanter Faktor, der nur auftreten kann, wenn ein Elternteil Merle ist, ist er ganz schnell aus der Population verschwunden. Schöne silberblaue Merles waren damals sehr selten und man schien züchterisch wenig Einfluss zu haben. Deshalb trennte man bewusst die sable Linien von den blauen, selbst die Tricolours sollten nicht aus sable Linien stammen. Ch. Westcarrs Blue Minoru präsentierte den Farbschlag in all seiner Schönheit und manch ein Züchter wagte sich an die Zucht heran. Damals war es auch üblich, Merle mit Merle zu verpaaren. Die Vererbungslehre steckte in den Kinderschuhen, doch man war sich der Risiken bewusst, und da weiße, defekte Double Merles relativ selten auftraten wagte man die Verpaarung, da sie ganze blue merle Würfe brachte.  

Miss Molony züchtete von 1923 bis 1976.

Mein Leben mit Collies 

von Clare Molony, Westcarrs Collies

1923 bekam ich meinen ersten Collie, eine sable und weiße Hündin aus guter Zucht. Im Jahr davor hatte ich Hundeausstellungen entdeckt, und nach dem ersten Besuch hatte ich nur noch Augen für Collies. Ich glaube, es war ihre Schönheit und ihr wundervoller Ausdruck, der meine Aufmerksamkeit erregte und es noch immer tut. Ich musste erst noch feststellen, dass ihr Charakter ebenso wunderschön wie ihre Erscheinung war. Deshalb bin ich den Collies mit ihrer wunderbaren Art, ihrer Hingabe und ihrer allgemeinen Einstellung: „Welchen Gefallen kann ich Dir jetzt tun?“ bis heute treu geblieben und für jede andere Rasse verloren. „Winsome“, meiner ersten Hündin, gehörte natürlich meine ganze Liebe und Sorgfalt und sie brachte mir einige gute Würfe. 

Ein Herz für Blue Merles

Jedoch wandte sich mein Herz den Blue Merles zu, und mein zweiter Kauf war eine blue merle Hündin. Seitdem ist es meine Lieblingsfarbe. Ich habe zwar immer noch alle Farben, aber die Merles liegen mir am meisten am Herzen. Die Merle-Enthusiasten unter Ihnen verstehen die Faszination dieser Farbe und die damit verbundenen Besonderheiten und Schwierigkeiten, die die Zucht zu einer Herausforderung machen.

Lehrjahre

Ich war einige Jahre lang ein sehr bescheidener Anfänger und dankbar für einen dritten Platz oder eine Reserve Preiskarte. Ich hatte einige wunderbare Lehrmeister, die mich an die Hand nahmen und mir sehr viel beibrachten. Ich besuchte so viele Zwinger wie möglich und fasste jeden Hund an, den ich traf. Ich habe das große Glück ein fotografisches Gedächtnis zu besitzen und konnte mir ein mentales Bild von den großen Hunden der Vergangenheit bewahren. In den 1930er Jahren waren Collies längst nicht so populär wie heute. Die Rasse wurde von ein paar wenigen großen Zwingern wie Eden, Seedley, Backwood und Ashtead dominiert. Obwohl die allgemeine Qualität der Rasse nicht so hoch war wie heute, gab es doch mehr herausragende Hunde mit wunderbarem Fell, großartiger Mähne und Fahnen. Der Hauptunterschied zu heute ist, dass sie das wahre, echte Collieauge verloren haben, das sehr viel schräger eingesetzt war und fast schon einen chinesischen Eindruck vermittelte, was den faszinierenden Ausdruck ausmachte.

Erste Erfolge

Ich gewann 1929 mein erstes CC mit Westcarrs Blue Moon. Meine heutigen Merles stammen alle von ihr ab. Während des Krieges musste ich die meisten Hunde abgeben und verlor zwei Hündinnen, die ich zurückbehalten hatte. 1945 kaufte ich eine sehr schöne tricolour Hündin aus dem Beulah-Zwinger und paarte sie mit den sable Champions Westcarrs Whistler and Whitethroat. Inzwischen konnte ich meine eigene Merle-Linie wieder aufgreifen und mit ihr weiter züchten.

A Star is born

1951 wurde Ch. Westcarrs Blue Minoru geboren, einer der großartigsten Blue Merles, von dem fast alle erfolgreichen Merles hierzulande und im Ausland abstammen. Er war kein guter Ausstellungshund. In seiner Jugend dauerte es lange, bis er Spitzenplätze einnehmen konnte, weil er einfach keine Ohren im Ring zeigte. Das wurde jedoch besser und im Alter von etwa 4 Jahren wurde er Champion mit einem Best in Show auf der großen British Collie Club Championship Show. Danach habe ich ihn erst wieder im Alter von acht Jahren gezeigt, da er ein wunderbares Fell hatte und sein wunderschöner Kopf sauber und schön wie bei einem jungen Hund war. Er war noch auf drei oder vier Shows ungeschlagen. Sein letzter Auftritt war im Alter von zehn, als er das reserve CC gewann. Heute habe ich noch immer meistens Merles in meinem Zwinger, die alle von Minoru abstammen. Fast alle haben sie nicht nur sein wunderbares, freundliches Wesen sondern auch seine Schönheit geerbt. 

Tätig für die Rasse

Ich habe nun viele Jahre gerichtet, zweimal auf der Crufts, und ich hatte das Privileg einige europäische Hunde zu richten. Auch wenn ich niemals viele Hunde gehalten habe, da ich alleinstehend bin, hatte ich meinen Anteil an Erfolgen, und meine Hunde gingen in viele Länder und haben sich dort gut geschlagen. Inzwischen widme ich verschiedenen Organisationen viel Zeit. Ich bin Präsidentin der Collie Association und des Collie Breed Councils, eine Körperschaft aus Delegierten unserer vielen Collie Clubs. Ich bin auch beim Kennel Club Repräsentant der Rasse im Breed Liason Council. 

Wie sie inzwischen bemerkt haben, bin ich eine der Veteranen in unserer Colliewelt. Aber ich hoffe noch ein paar weitere Jahre weitermachen zu können, und das nur mit Collie.