Ch. Carramar Boy Blue

Anlässich eines Besuches bei Familie Blake, Corydon, im Februar 1970, fuhr uns John zu Joyce Sargeant. Noch immer war der Schock spürbar. Ihr Mann war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, wobei der Verursacher Fahrerflucht begangen hatte. Doch sie zeigte uns den damaligen Star Ch. Carramar Blue Tweed, den ich fotogafieren durfte. Boy Blue lebte noch, aber es muss kurz vor seinem Tod gewesen sein, denn sie wollte ihn nicht mehr zeigen, was ich sehr bedauerte, aber heute natürlich verstehe. Ich war damals so beeindruckt, dass ich mich nicht in die Gespräche der beiden Züchter einschalten wollte. Aber Mrs. Sargeant stellte mir später gerne den nachfolgenden Bericht zur Verfügung. Carramar blue merle Collies waren Legende. Einige gingen auch nach Deutschland. Ich erinnere mich an wunderbare Farben. Ich bin ziemlich sicher, wenn es die Carramars nicht gegeben hätte, könnten wir uns heute nicht an so vielen wunderschönen Merles erfreuen – übrigens auch meine Lieblingsfarbe. 

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Ch. Carramar Boy Blue im Alter von 11 Jahren

Joyce Sargeant schreibt:

Ich wurde oft von ausländischen Collie Clubs gebeten, einen Artikel über Carramar Boy Blue zu schreiben. Ich habe das immer abgelehnt. Ich weiß nicht warum, aber ich konnte der besonderen Überredungskraft unserer Sekretärin nicht widerstehen.

Ein ganz besonders liebenswürdiger Hund

Es ist schwer über seinen Lieblingshund zu schreiben. Boy Blue war wirklich etwas Besonderes. Er war nicht nur der beste Collie, den ich jemals besitzen werde. Einen Hund wie ihn bekommt man nur einmal im Leben. Er war weit und breit der liebenswürdigste und sanfteste Collie. Er liebte alle Hunde. Er hat nur gerauft, um sich zu verteidigen und war nie nachtragend. Er war absolut sicher mit einem Wurf krabbelnder und kratzender Welpen. Wenn er genug hatte, dann sprang er über sie hinweg und brachte sich in Sicherheit. Jeder der ihn kannte liebte ihn. Ich habe niemals irgendjemanden meckern hören, wenn er gewann.  

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Joyce Sargeant mit ihrem gebliebten Ch. Carramar Boy Blue 1964 im Alter von 5 Jahren aufgenommen von Gerda Bodenberger

Die Liebe zu blue merle

Alles begann 1958, als mir plötzlich klar war, was ich wirklich wollte, nämlich mich auf Blue Merle zu spezialisieren. Damals waren sie nicht sehr beliebt und ich hatte nur ein oder zwei gesehen, aber sie faszinierten mich. Mein Mann, der tatsächlich ein Bullterrier-Mann war, interessierte sich nur am Rande für Collies, aber die Herausforderung, einen guten Merle zu züchten und diese wunderschöne Varietät beliebt zu machen, reizte ihn. 

Ein Besuch mit Folgen

Sofort fuhren wir nach Kent und besuchten Clare Molony, die Westcarrs Blue Minoru und andere wunderschöne Merles hatte mit der Idee, einen blauen Hündinnenwelpen zu kaufen. Miss Molony freute sich jemanden zu finden, der ihre Leidenschaft teilte, die Beliebtheit der Merles zu fördern und sie widmete uns einige Stunden ihres Tages, um uns ihre Hunde zu zeigen, über Ahnentafeln zu sprechen und uns gründlichen zur Basis unseres Zuchtprogramms zu beraten. Ich danke hier für ihre Hilfe und uns den Weg zu weisen. 

Es gibt keine Zufälle

Die einzige blaue Hündin war schon nach Finnland verkauft, was mich den Tränen nah brachte. Aber das Schicksal wollte es anders, und ich glaube fest daran, dass es an diesem Tag auf meiner Seite stand. Miss Molony schlug vor, dass wir eine zwei Jahre alte Merlehündin mitnehmen sollten. Es wurde vereinbart, sollte sie sich bei uns wohlfühlen, könnten wir sie kaufen, andernfalls könnten wir sie zurückgeben. Es war gar keine Frage, ob sie glücklich war oder nicht. So kam Binnie, Westcarrs Blue Myrobella nach Carramar und war viele Jahre lang meine sehr geliebte Begleiterin.

Die ideale Stammhündin

Binnie war eine Tochter von Minoru, der mein idealer Collie war. Aber sie hatte zu viel Schwarz, um erfolgreich ausgestellt werden zu können. Sie hatte jedoch den schönsten, nahezu perfekten Kopf, wunderbares Gebäude und Knochen, war kerngesund und hatte ein liebenswürdiges Wesen. Die ideale Stammhündin für mein Zuchtprogramm. Wie man weiß, haben wir immer nur gezüchtet, wenn wir selbst für etwas für die Ausstellung aufziehen wollten, und so hatte sie nur zwei Würfe.

Ein super Wurf

Am 28. November 1959 warf sie drei merle Rüden, eine merle Hündin und drei tricolour Rüden nach Champion Rhodelands Boy. Es war ein wunderschöner Wurf, alle perfekt gezeichnet und gefärbt. Kein einziger Merle hatte große schwarze Flecken. Alle Welpen waren wunderschön, doch der kleinste blaue Rüde schien herauszuragen. Ich hob ihn hoch und sagte „du gehörst mir“. Ich nannte ihn Bruce nach seinem berühmten Großvater. 

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Carramar Blue Ballerina

In diesem Wurf waren neben Boy Blue Carramar Blue Prince, der zwei CCs gewann, einschließlich der Crufts  1963, Carramar Blue Ballerina, Gewinnerin von einem CC und zwei Reserve CCs, Int. Ch.  Carramar Blue Banner, der nach Frankreich ging,  Austr.Ch. Carramar Comedy King und Carramar Midnight Raider, der in seinem ersten Wurf einen Champion brachte . Er war auch der Vater von Carramar Black Opal, die von Boy Blue gedeckt Mutter von Ch. Carramar Blue Tweed und Polyhanna wurde. Der dritte tricolour Rüde wurde von Leuten gekauft, die sich nicht für Ausstellungen interessierten. Das war sehr schade, denn er sah seinem Vater ähnlicher als alle anderen Welpen.

Kein Freund von Shows

Boy Blue sah seiner Mutter sehr ähnlich. Er erbte ihren wunderschönen Kopf und ihr süßes Wesen. Jeder bewunderte seine Farbe und Zeichnung, auch Besitzern anderer Rassen. Er war wirklich blau. Leider mochte er nie Ausstellungen. Er liebte sein Zuhause und seine Familie, aber er war ein sehr schlechter Autofahrer. Das hat er nie überwunden und die Reisekrankheit immer mit Ausstellungen verbunden. Er hat sich nie wirklich gezeigt. Ein Richter, der ihm das CC und BOB gegeben hatte, schrieb in seinem Bericht: „Dieser Hund hat trotz seiner selbst gewonnen“. Das erklärt es eigentlich genau! Wenn er nur ein wenig besser präsentiert hätte, hätte er im Großen Ring gegenüber den anderen Rassen sehr, sehr viel für die Rasse tun können bei.

„Touristenattraktion“

Bruce zahllose Besucher. Viele seiner Kinder wurden ins Ausland verkauft. Jeder, der nach England kam, musste vorbeikommen und Dad sehen. Eine Anekdote war lustig. Eine ganze Gruppe war angekommen, und ehe wir zum Zwingergelände gingen, bot ich Erfrischungen an. Binnie war zu der Zeit im Haus und wir bemerkten, dass alle besorgt um sich schauten. Als wir durch den Garten zu den Zwingern gingen, gab es eine Menge ausländisches Geplapper. Wir spürten, dass irgendetwas nicht stimmte und ich fragte, was los war.  Beschämte Stille… schließlich sprach eine tapfere Seele: „Sie halten diesen Hund doch nicht etwa in einem Zwinger?“

Ein weiterer amüsanter Vorfall passierte 1966 auf der Crufts. Nach dem Richten saß meine Tochter mit Bruce in seiner Box. Eine Frau, die offensichtlich eine Gruppe Besucher herum führte und um sie mit ihrer Fachkenntnis zu beeindrucken, hielt vor unserer Box an und sagte mit überheblich Ton:  „Was für ein wunderschönes Hündchen – ist das sein erstes CC?“ Meine Tochter war noch nie bekannt für ihre Taktgefühl und antwortete „Nein, es ist sein zehntes.“ Ich habe nie jemanden so schnell verschwinden sehen.

Gewürdigt von den Großen seiner Zeit

Deckblatt vor den Collies im Crufts Katalog. Jemand hat die Decktaxe in DM dazugeschrieben.

Bruce gewann alle seine CCs unter Spezialrichtern und selbst erfolgreichen Züchtern, die Geschichte schrieben. Das erste auf der WELKS unter Mrs. Franklin, Pattingham, das nächste folgte unmittelbar auf der Three Countes unter Miss Osborne, from Shiel und sein drittes und damit den Championtitel auf der Windsor unter Mrs. Speding, Antoc Collies. Direkt danach kam Paignton mit Mrs. Collins (Hazel Hunt, Rifflesea), Cardiff mit Mr. Tomlinson, Selstoma und Leicester unter Mr. Ball, Rhodelands. Alle in 1962. Danach wieder er erst wieder in Cardiff gezeigt, wo er unter Miss Molony zu gewann, auf der Yorkshire Collie, Club unter Mr. Broderick, Shearcliffe,  in Hove unter Mr. Parrot, Larkena und schließlich auf der Crufts 1966 mit BOB unter Mr. Cliffe, Lyncliffe, der ihn zuletzt als jungen Welpen gesehen und ihm höchster Ehren prophezeit hatte.

Erfolgreicher Deckrüde

Als Deckrüde war er ein großer Erfolg. Zu seinen Kindern gehören bekannten Hunde wie

Ch. Carramar Blue Tweed

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Carramar Blue Tweed

Ch. Carramar Rowsbur Silver Shadow

Ch. Cheryldene Moonscater of Dunsinane

Ch. Shearcliffe Blue Sonnet of Dunsinane

Ch. Shearcliffe Black Belle of Dunsinane

Int. Ch. Catriona Blue Bonnet

Int. Ch. Wenambo Blue Bonnie

Ch. Carramar Blue Sapphire

Int. Ch. Clickam Silver Snowcloud

Int. Ch. Bririch Silver Spray

Carramar Pollyanna

Tilehouse Silver Shade

Unter seinen vielen Enkeln sind

Ch. Cheryldene Blue Lilac

Ch. Clickam Night Superior

Ch. Kingsville Dream Baby

Carramar Pretty Polly

Carramar Black Shadow

Wenbrook Carramar Blue Dancer

Bruce hat lange Zeit nach dem tragischen Tod meines Mannes getrauert und mir große Sorgen bereitet, aber er erreichte seine wundervolle Form wieder, und ein Foto wurde von ihm im Alter von 11 1/2 Jahren gemacht, das Beste, das ich habe. 

Dann, ganz plötzlich, entwickelte er einen Abszess an einem Backenzahn, der sich als Tumor im Kiefer herausstellte. Selbst da war er fit und glücklich. Ich konnte einfach nicht ertragen, ihn einschläfern zu lassen, bis der Tag kam, als er nicht mehr trinken konnte. Da er in seinem ganzen Leben nie krank war oder Sorgen bereitete, habe ich nicht gezögert die herzzerreißendste Entscheidung meines Lebens zu treffen.

Im Laufe der Jahre sagten erstaunlich viele Leute: „Ich mochte Merles nie, bis ich Boy Blue gesehen habe und nun liebe ich sie.“ Das freut mich sehr, denn es ist genau das, was mein Mann und ich am Anfang bester Absicht 1958 erreichen wollten, als wir losfuhren um unseren ersten blue merle Collie zu kaufen.