
Hundezucht, einst, heute und in Zukunft
In 40 Jahren Collie Revue war dies der beste Beitrag, der je zum Thema Zucht geschrieben wurde und der heute nichts an Akualität verloren hat – im Gegenteil. Christa Matenaar züchtete mit ihrem Mann zunächst Neufundländer vom Drachenfels und später die legendären Landseer vom Petersberg. Als begeisterte Leserin der Collie Revue war sie gerne bereit, ihre Erfahrungen mit uns in der Collie Revue vom März 1984 zu teilen.
Sie war eine begnadete Züchterin, eine Liebhaberin und Bewahrerin ihrer Rasse – dem Landseer. Die Rasse befand sich in desolatem Zustand, als sie sie kennenlernte. Die wenigen Hunde waren eng miteinander verwandt, und der Typ ließ sehr zu wünschen übrig – fern vom Typ des Landseers wie ihn der berühmte Maler Sir Edwin Landseer, sein Namensgeber, auf seinen wunderbaren Gemälden und Grafiken darstellte.
Christa Matenaar erkannte die Problematik und gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Hans Matenaar baute sie eine für die Rasse wegweisende Zucht auf. Sie stieg in die Tiefe der Rassehundezucht ein, weit in die Zeit vor Zuchtvereinen und Shows. Sie sammelte alte Fachliteratur, die sie in ihrem Studium des Landseers weiterbrachten. Ihre Bibliothek dürfte eine der bedeutendsten überhaupt sein. Mit diesem geschichtlichen Hintergrundwissen nutzte sie die moderne Wissenschaft.
Neubeginn für den Landseer…
Matenaars waren im VDH nicht populär. Sie setzten per Gerichtsurteil durch, dass mehrere Vereine für eine Rasse im VDH geduldet werden mussten. Das gab viel Ärger, Gerichtsverfahren etc. doch letztlich siegte die Vernunft und Matenaars gründeten den Deutschen Landseer Club e.V. im VDH. Sie prägten über Jahrzehnte das Geschick der Rasse. Unabhängig von den Neufundländern und deren Vereinsinteressen ging es nun darum, die Rasse wieder auf gesunde Beine zu stellen. Wichtig war vor allem die Schulung der Züchter. Und keiner konnte das besser als Christa. Gerne habe ich die Vorträge gehört, unvergesslich Prof. Schleger und seine damalige junge Assistentin, Dr. Sommerfeldt-Stuhr, die sein Werk fortsetzte. Prof. Schleger machte den Züchtern klar, was Inzucht und ihre Folgen bedeuteten und wie man aus der Misere herauskommen konnte. Man bedenke, dass Gentests gänzlich undenkbar waren. Christa Matenaar wäre begeistert von unserem Breed Archive gewesen, wo man locker 10 Generationen auswerten kann. Sie musste die Ahnentafeln noch in Handarbeit erstellen.
… mit wissenschaftlicher Begleitung
Man befolgte diesen Ratschlag – das Prinzip finden wir heute in den Plänen des Leonberger-Auskreuzungsprogramms – und die Landseerzucht erholte sich rasch, die Welpenzahlen stiegen und der Typ verbesserte sich. Es war immer spannend zuzuhören, wenn Christa ihre eigenen Hunde beurteilte, sie genau in ihren Schwächen und Stärken analysierte. Landesgrenzen spielten für sie keine Rolle, wenn es um Zuchtpartner ging. Ich habe nie gehört, dass irgendeinem Ausstellungstitel auch nur die geringste Bedeutung beigemessen wurde. Dabei waren Ausstellungen für sie wichtig und keine Reise zu weit, denn nur so konnte sie den Stand der Zucht erleben. Wir haben heute den großen Nachteil, dass wir mit Fotos überschüttet werden und glauben, uns eine Meinung über einen Hund aus der Ferne bilden zu können – mitnichten!!! Man muss sie in Fleisch und Blut erleben, ihre Zuchtpartner und ihre Nachkommen sehen. Und das über Generationen.
Christas wunderbarer Artikel ist leider für eine Website viel zu lang. Deshalb finden Sie am Ende der Seite den Link zum Download. Bitte lesen Sie das, nur aus der Vergangenheit können wir für die Zukunft lernen. Und – leider erlebt man dies erst in einem fortgeschrittenen Alter – unsere Vorfahren waren keineswegs nur dumm und ignorant, im Gegenteil, sie verließen sich auf Erfahrungswerte. Wie oft habe ich Althergebrachtes verworfen, war begeistert von neuen Erkenntnissen – nur um später zu erfahren: Was ich schon als Kind von den Züchtern gelernt hatte und für unsere Altvorderen Gang und Gäbe war, konnte durch die moderne Wissenschaft bestätigt werden.
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Viel Spaß mit Christa Matenaar!
Christa Matenaar hat uns 2024 im Alter von 87 Jahren verlassen.