
Dazzler of Dunsinane hatte mit seiner herausragenden Nachzucht internationales Interesse auf sich gezogen. Der Wurf wurde mehrmals wiederholt und viele Nachkommen ins Ausland exportiert. Seine Söhne und Enkel jedoch verbreiteten seinen Namen in den Ahnentafeln der heutigen Collies.
Seine Züchterin und Besitzerin Audrey Chatfield, Dunsinane Collies, schrieb seine Geschichte für die Collie Revue
Es begann 1965, als recht unbekannte Züchter mit einer recht unbekannten tricolour Hündin zu mir kamen und mich um Rat fragten, welcher Rüde für diese Hündin geeignet sei. Heute weiß jeder, dass es sich um Mr. und Mrs. Eglin handelte und die Hündin die später Ch. Witchcraft of Rokeby war.

Wir erwogen Für und Wider und entschlossen uns endlich für Dazzler. Dieser junge Rüde war fast 3 Jahre alt, war als Junghund mit einigem Erfolg ausgestellt worden, aber seit dieser Zeit hatte er kein ordentliches Haarkleid mehr bekommen und sein Körper war bedauernswert anzusehen. Er hatte aber ein vollkommenes Gebäude, einen wunderschönen Kopf, Auge und Ausdruck, was uns dann schließlich von der Paarung überzeugte – ein Entschluß, der sich als revolutionär in der Colliezucht erweisen sollte.
Der Beginn einer Legende
In diesem Wurf waren drei Champions: Ch. Royal Ace, Ch. Romney und Ch. Rose Mary of Rokeby. Dann entschloß sich Mrs. Eglin aller Unkenrufe zum Trotz Ch. Romney von ihrem Vater decken zu lassen. Wir erwarteten herzklopfend diesen Wurf, aber wir hätten uns keine Sorgen zu machen brauchen, denn das Ergebnis war der gleiche wunderschöne Typ in Ch. Ramsey of Rokeby und Ch. Dunsinane Rosalinda of Rokeby, von dem jeder Züchter träumt, ihn wenigstens einmal im Leben zu besitzen.

Das war der endgültige Durchbruch – Dazzler war DER Zuchtrüde. Seltsamerweise sahen sich seine Nachkommen alle ähnlich, glichen ihm aber überhaupt nicht. Es stellte sich heraus, daß keiner seiner Brüder ähnlich gut vererbte. Unser DAZ war schon ein eigenartiger Hund!
Deckrüde wider Willen
Als ich gebeten wurde einen Artikel über Dazzler zu schreiben, war mir klar, dass es einfach unmöglich ist, über einen solchen Hund zu schreiben. Er hat uns viel Freude gemacht. Wir sind stolz darauf, ihn gezüchtet zu haben. Aber er hat uns auch mit einigen seiner Angewohnheiten zur Verzweiflung getrieben. Obgleich er einer der außergewöhnlichsten Zuchtrüden der letzten Jahre war, bin ich davon überzeugt, dass es ihm nie Spaß gemacht hat, sich dieses Ruf zu verdienen.
Es ist öfter vorgekommen, dass ein Züchter mit einer Hündin voller Frühlungsgefühle von weit herkam, nur um einen Dazzler vorzufinden, der sich umdrehte und in eine Ecke legte. Besonders, wenn es sich um eine Championhündin handelte. Aber es passierte auch, dass er sich voller Begeisterung an eine Hündin zweifelhafter Abstammung machte. Dann gab es natürlich die Zeit, als er sich strikt weigerte irgendeine Hündin in Anwesenheit irgendeines Menschen zu decken. Viele Stunden haben wir hinter einer Wand versteckt zugebracht, bis uns die Füße erfroren, nur weil er grundsätzlich nicht im Haus deckte. Ich bin sicher, dass kein Hund schlimmer sein konnte als Dazzler, wenn er seine Touren hatte. Wie oft hätte ich ihn vor Ärger anschreien mögen, aber ich wußte, dass niemals eine ärgerliche Stimme an sein Ohr dringen durfte, oder an diesem Tag würde mit Sicherheit keine Hündin mehr gedeckt. Er deckte nie eine Hündin, die sich sträubte, aber wenn eine zu aufdringlich war, biß er sie vor dem Deckakt!
Seine Karriere als Deckrüde ist längst zu Ende. Es tut mir nicht leid! Es war mir schrecklich peinlich, wenn jemand 300 km weit anreiste nur um dem Zuchtrüden zuzusehen, wie er sich in eine Ecke verzog.
Natürlich gab es auch lustige Begebenheiten. Viele Anfänger kamen und fragten uns erwartungsvoll, ob sie Dazzler sehen dürften. Wir ließen diesen kleinen, unscheinbaren Hund heraus und beobachteten ihre Gesichter. Die Tapferen sagten: „Hat er nicht wunderschöne Ohren?“ oder „Oh, er ist gar nicht so schlecht, wie ich es schon gehört habe!“ Nur der Augenarzt konnte seine Enttäuschung nicht verbergen, als ich ihm den Namen des Hundes für die Bescheinigung nannte. Er dreht sich ungläubig um und stotterte: „Nicht DER Dazzler?!“
Das war die Geschichte von Dazzler. Die meisten englischen Züchter haben sein Blut in ihre Linie eingeführt und tun es auch weiterhin. Eine Legende zu Lebzeiten hat ein Stück Colliegeschichte geschrieben – und glauben Sie mir – nichts interessierte ihn weniger!“
Copyright der Übersetzung Eva-Maria Krämer Collie Revue, Juni 1992, Fotos Audrey Chatfield